Oldenburg (dpo) - Dass bei der Aufzucht von Hühnern oft Antibiotika verfüttert werden, ist kein Geheimnis. Ein Großbetrieb aus Oldenburg setzt nun auf ein neues Konzept, das immer mehr Schule macht: Um Kunden trotz Fabrikhaltung Eier von glücklichen Hühnern anbieten zu können, werden bei "AgriHuhn" jetzt zusätzlich Antidepressiva ins Futter gemischt.
"Es muss nicht Freiland und Bio sein – man kann Hühnern auch so ein glückliches Leben ermöglichen", erklärt AgriHuhn-Vertriebschef Tino Baukart, während er zwischen tausenden Vögeln in einer riesigen Halle steht. "Unsere Hühner werden mit modernen Medikamenten psychologisch optimal eingestellt und sind einfach immer gut drauf."
Er beugt sich herunter und nimmt behutsam ein Huhn auf den Arm, das zufrieden gurrt und die Augen schließt. "Schauen Sie sich das an: So happy ist nichtmal ein Super-Öko-Freilandhuhn. Das muss ja auch selbst nach Würmern buddeln und so Sachen. Unsere Vögel sind dagegen wirklich im siebten Himmel."
Baukart lässt das Huhn aus den Händen fallen und kickt es wie einen Fußball wieder zurück zu seinen Artgenossen. "Sehen Sie? Immer noch happy! Dem ist alles egal: Enge, Krankheiten, Bewegungsmangel, Nährstoffmangel."
AgriHuhn wendet das neue Fütterungskonzept derzeit sowohl bei Legehennen als auch bei Hühnern für die Fleischproduktion an. "Bisher ist das Feedback super", so Baukart. "Wenn die Hühner glücklich sind, sind auch die Kunden glücklich."
Ob das am guten Gewissen der Konsumenten liegt oder an Psychopharmaka-Rückständen in Eiern und Fleisch, wird derzeit noch untersucht.
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