Berlin (dpo) - Das ist aber großzügig! Mehrere Politiker, die zu verantworten haben, dass es in einem reichen Land wie Deutschland überhaupt nötig ist, Spenden für Kinder in Not zu sammeln, haben eine Spendengala für arme Kinder besucht, um damit ihr Image aufzupolieren.
Eine Spende in Höhe von 2000 Euro kündigte etwa Markus Söder (Einkommen pro Monat: 23.300 Euro brutto) an, in dessen Bundesland laut Bayerns größtem Sozialverband VdK etwa 393.000 Kinder und Jugendliche (17,4% aller Minderjährigen) von Einkommensarmut betroffen sind. Erst im November hat seine Regierung das Familien- und Krippengeld in Bayern drastisch gekürzt.
500 Euro trug Lars Klingbeil (Einkommen pro Monat: 11.227,20 Euro) bei, dessen Partei SPD in den letzten 26 Jahren 22 Jahre an der Regierung beteiligt war und in dieser Zeit trotz ihrer angeblich sozialen Ausrichtung keine Erfolge gegen Kinderarmut verzeichnen konnte. Im Gegenteil: Zwischen 2005 und 2023 stieg sie von 19,5% auf 20,7% an.
Ebenfalls 2000 Euro spendete FDP-Chef Christian Lindner (Einkommen pro Monat: über 20.000 Euro, Vermögen: ca. 5,5 Millionen Euro), dessen Partei jahrelang die Einführung der Kindergrundsicherung bekämpft hat und die nun eine von vielen bereits fest eingeplante Kindergelderhöhung für 2025 blockiert.
Ein Betrag in Höhe der Unions-Umfragewerte multipliziert mit 100 Euro kommt schließlich von CDU-Chef Friedrich Merz (geschätztes Einkommen 2024: 1 Million Euro; Vermögen: 12 Millionen Euro), dessen Partei 16 der letzten 19 Jahre an der Regierung war – ohne die Kinderarmut zu senken. Auch er bekämpft die Einführung einer Kindergrundsicherung seit Jahren leidenschaftlich.
Nach dem Ende der Gala können die vier Politiker nun wieder dazu übergehen, zu erklären, warum es nicht möglich ist, dass der Staat Kindern in Deutschland ein würdevolles Leben ermöglicht.
ssi, dan; Fotos: ZDF