Newsticker

Neue Betrugsmasche "Omatrick": Falsche Großmutter erschleicht sich Heimbesuche und stundenlanges Zuhören

Jena (dpo) - Immer mehr Menschen fallen einer neuen Betrugsmasche zum Opfer. Beim sogenannten Oma- oder Opatrick erschleichen sich Senioren schamlos das Vertrauen junger leichtgläubiger Menschen und missbrauchen diese dann, um sich Aufmerksamkeit zu holen. In Jena hat sich jetzt wieder ein solcher Fall ereignet.

Am liebsten würde Patrick M. (26) gar nicht darüber reden – zu groß ist die Scham. Er ist auf die perfiden Tricks einer falschen Großmutter hereingefallen. "Eines Tages klingelte das Telefon und diese nette ältere Dame war dran", erzählt der junge Mann. "Sie hat sich mir direkt als meine Oma vorgestellt."

Patrick M. war leichte Beute: Wie die meisten normalen Menschen, die mitten im erfolgreichen Berufsleben stehen, hatte M. keine Ahnung mehr, wie die Stimme seiner echten Oma klang, wie ihr Name lautet, wie sie aussah oder in welchem Heim sie untergebracht war.

"Sie hat mich dann eingeladen, sie in ihrer Seniorenresidenz zu besuchen", so M. "Weil sie so einsam ist. Ich konnte ihr das einfach nicht abschlagen. Ich dachte ja, sie ist meine Oma."

Aus einem Besuch wurden viele. Insgesamt vier Monate lang besuchte Patrick M. die falsche Großmutter zweimal wöchentlich für zwei Stunden, hörte ihr zu oder half ihr beim Spazierengehen. Er schätzt, dass er insgesamt drei- bis vierhundert Stunden wertvoller Zeit an sie verlor.

"Sie gab mir dabei so ein warmes Gefühl", so M. traurig. "Wenn ich im Heim ihre Hand hielt, dachte ich plötzlich, dass Geld und Status vielleicht nicht alles sind im Leben. Blödsinn, ich weiß. Aber manchmal wünschte ich fast, ich hätte die Wahrheit nie erfahren."

Der Betrug flog erst auf, als der 26-Jährige bei einem Besuch mehrere andere "Enkel" plaudernd am Bett seiner vermeintlichen Großmutter antraf – dabei ist M. sich sicher, ein Einzelkind ohne Cousins oder Cousinen zu sein. Eine Nachfrage bei seinen Eltern brachte dann traurige Gewissheit.

"Das war wie ein Stich ins Herz", so M. "Ich habe mich so hintergangen gefühlt."

Ob er die 79-Jährige anzeigen soll, die ihn um so viele Stunden betrogen hat, weiß er noch nicht – ebenso wenig, ob er die anderen "Enkel" warnen soll.

Nur eines weiß er sicher: Seine echte Oma, die ebenfalls in einem Heim lebt, wird er auch weiterhin nicht besuchen. Zu tief sitzt der Schmerz nach dem Erlebnis mit der falschen Großmutter.

dor, ssi; Fotos: Shutterstock
Artikel mit Freunden teilen:
Neuere Ältere

Leserkommentare

Dieser Text sollte niemals angezeigt werden!