Stuttgart (dpo) - Lange ging man davon aus, dass sich der Name "Stuttgart 21" für das Bahnhofs-Bauprojekt in der baden-württembergischen Landeshauptstadt auf das 21. Jahrhundert beziehen und so Modernität ausstrahlen soll. Doch inzwischen drängt sich der Verdacht auf, dass sich die Zahl 21 vielmehr auf die Bauzeit in Jahren und die Baukosten in Milliarden beziehen könnte.
"Was wussten die Planer bei der Projektvorstellung 1995?", fragt etwa Infrastrukturexpertin Marion Brandstätter. "Ahnten sie bereits bei der Namensgebung, wie teuer und langwierig es wirklich werden würde?"
Erst vor wenigen Tagen wurde die geplante Eröffnung des seit 2010 im Bau befindlichen Bahnhofs von Ende 2025 auf Ende 2026 verschoben (ursprünglich anvisierter Fertigstellungstermin: 2019). Auch sind die Baukosten von anfangs veranschlagten 2,5 Milliarden Euro auf inzwischen 11,453 Milliarden Euro angestiegen. Eine Gesamtbauzeit von 21 Jahren, also bis 2031, und Gesamtkosten von 21 Milliarden Euro werden also immer realistischer.
Hätte man bei genauerer Beschäftigung mit dem Namen "Stuttgart 21" das Fiasko noch abwenden können? Lassen sich die ursprünglichen Planer heute noch haftbar machen? Oder haben sie sich gar mit der für alle sichtbaren Nennung der Zahl 21 juristisch abgesichert?
Andere Experten verweisen die Theorie, die 21 beziehe sich auf Bauzeit und Kosten, hingegen in das Reich der Mythen. Sie gehen davon aus, dass der Bau des Bahnhofs deutlich länger als 21 Jahre dauern und erheblich teurer als 21 Milliarden Euro werden wird.
jki, dan, ssi; Foto: