Berlin (dpo) - Ein besonders perfider Fall von Wirtschaftssabotage hat sich in Berlin ereignet. Dort hat ein Logistikkonzern die neu gegründete Beratungsfirma von Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuer für ein konkurrierendes Unternehmen gebucht – mit fatalen Folgen.
"Als Andreas Scheuer gestern plötzlich vor unserer Tür stand und uns erklärte, dass er uns ab sofort berät, hätten wir ihn natürlich sofort vom Firmengelände verweisen sollen", klagt Oliver Schneider, Inhaber des Unternehmens BerLog GmbH, bei dem 800 Mitarbeiter beschäftigt waren. "Aber dann erklärte er uns, dass für alles bereits bezahlt ist, und da dachten wir uns: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Vielleicht hilft's ja was. Optimierungsbedarf gibt's immer."
Bereits nach wenigen Minuten zeigen sich die fatalen Folgen dieser Fehleinschätzung: Die Schulden von BerLog schossen blitzartig von 700.000 Euro auf 315 Millionen Euro. Zudem drohen nun mehr als 20 Klagen von Kunden und Vertragspartnern, denen falsche Versprechungen gemacht wurden.
Was Schneider zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Andreas Scheuer wurde von einem seiner größten Konkurrenten angeworben – dem ebenfalls in Berlin ansässigen Logistikunternehmen "Wißmeier & Söhne".
"Diese Drecksäcke!", schimpft Oliver Schneider. "Der Scheuer hat um 9:17 Uhr angefangen, uns zu beraten. Und um 9:21 Uhr waren wir pleite und mussten Insolvenz anmelden. Er meinte dann nur, dass seine Arbeit getan ist, und fuhr in seinem Audi davon."
Der Ex-Verkehrsminister selbst will nichts von Sabotage wissen. "Nein, mir wurde explizit aufgetragen, die BerLog GmbH nach bestem Wissen und Gewissen zu beraten. Ich habe da wirklich meine ganze Expertise und mein Herzblut reingesteckt. Dass das Unternehmen jetzt pleite ist, war sicher die Schuld der EU. Oder der SPD."
Branchenkenner gehen davon aus, dass Andreas Scheuers Beratungsfirma theoretisch eine goldene Zukunft bevorstehen könnte, da viele Unternehmen Interesse haben dürften, unliebsame Konkurrenz mit seiner Hilfe auszuschalten. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass Scheuers Beratungsfirma selbst in wenigen Tagen ebenfalls pleite sein dürfte, da Andreas Scheuer ihr vorsteht.
ssi, dan; Foto: Shutterstock/Imago