München (dpo) - Hat er jetzt den Bogen überspannt? Neue Enthüllungen aus seiner Schulzeit machen dem bayerischen Wirtschaftsminister und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger zu schaffen: In einem jetzt aufgetauchten Flugblatt soll Aiwanger demnach gegendert haben. Ministerpräsident Söder reagierte empört und kündigte Konsequenzen an.
Losgetreten wurde der neueste Skandal von einem Mitschüler des damals Siebzehnjährigen, der das mutmaßlich von Aiwanger verfasste Flugblatt aufbewahrt hatte. Darin ist unter anderem von "Mitschüler_innen" die Rede – eindeutig geschlechtergerechte Sprache, wie sie in Bayern inzwischen verboten ist.
Der bayerische Regierungschef Markus Söder, der in der letzten Flugblatt-Affäre noch zu Aiwanger gehalten hatte, verurteilte die Formulierungen scharf. "Ich bin empört und angewidert, anders kann man es nicht sagen", so Söder gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. "Diese Sprache erinnert an bunteste Zeiten der deutschen Geschichte. Davon distanziere ich mich in jeglicher Form. Das geht absolut gar nicht und da werden wir jetzt auch Konsequenzen ziehen."
Hubert Aiwanger hingegen streitet eine Urheberschaft entschieden ab: Sein älterer Bruder Helmut habe das Papier verfasst. "Der hat damals leider zu viel taz gelesen", so der bayerische Wirtschaftsminister. "Er wollte sich einen makaberen Spaß machen und bedauert das heute aufrichtig. Das Flugblatt erachte ich damals wie heute als ekelhaft und inakzeptabel."
Ob diese Erklärung glaubhaft ist, will Söder nun herausfinden, bevor er sich entscheidet, ob er seinen Minister und Stellvertreter entlässt. Dazu hat die bayerische Staatskanzlei heute einen Katalog an Aiwanger geschickt, der 25 Fragen beinhaltet – etwa "Haben Sie in Ihrer Schulzeit oder zu einem anderen Zeitpunkt in Ihrem Leben feministisches oder gendergerechtes Gedankengut gehegt?" oder "Listen Sie alle Ihnen erinnerlichen Fälle auf, in denen Sie im Zuge 'geschlechtergerechter' Sprache einen Schrägstrich, Asterisk, Unterstrich oder ein Binnen-I verwendet haben".
Die Frist zur Beantwortung des Fragenkatalogs läuft am Freitag um 18 Uhr ab.
cfr, dan, ssi; Foto: Imago