Berlin (dpo) - Denkt denn niemand an die Leidtragenden? Nachdem die Lokführergewerkschaft GDL im Tarifkonflikt mit der Bahn weitere Streiks angekündigt hat, wendet sich nun der Vorstand des Unternehmens in einem dringlichen Appell direkt an GDL-Chef Weselsky.
"Sie gefährden mit Ihrem rücksichtslosen Verhalten fahrlässig unseren nächsten Millionenbonus", heißt es in einem offenen Brief der Vorstandsetage. "Wollen Sie wirklich, dass wir Vorstände und Manager am Ende weniger Geld auf dem Konto haben, nur weil Sie Ihren Gewerkschaftsmitgliedern irgendwelche obskuren Arbeitsstundenreduktionen spendieren wollen?"
Weselsky scheine nicht zu bedenken, dass sowohl Streiks als auch höhere Lohnzahlungen und eine 35-Stunden-Woche die Gewinne der Bahn schmälern, was sich wiederum negativ auf die Summe der ausgeschütteten Boni an den Vorstand auswirken kann.
Dieses Verhalten sei "egoistisch und unsozial", heißt es in dem Brief. "Auch wir haben laufende Kosten und Ausgaben, etwa für Villen, Zweitvillen, Drittvillen, Personal, Sportwagen, Yachten, Zweityachten, Drittyachten und Escorts. Wollen Sie wirklich verantworten, dass sich unsere Vorstände diese lebensnotwendigen Güter vielleicht schon bald nicht mehr leisten können? Solidarität ist Ihnen wohl ein Fremdbegriff, Herr Weselsky!"
Es bleibt abzuwarten, ob die GDL nach diesen eindringlichen Worten den geplanten 35-Stunden-Streik absagt und wieder zurück an den Verhandlungstisch kehrt.
dan, ssi; Foto: Bahn AG