Moskau (dpo) - Das Schicksal muss es gut mit ihm meinen: Nahezu alle Menschen, die sich gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin stellen oder ihn kritisieren, verunglücken früher oder später auf mysteriöse Weise oder finden einen tragischen gewaltsamen Tod. So muss sich der Glückspilz nicht allzu lange mit unliebsamer Kritik an seiner Politik herumschlagen.
"Die meisten Regierungschefs haben große Mühe mit ihren Kritikern. Sie müssen sich mit ihnen argumentativ auseinandersetzen oder manchmal gar ihren Kurs korrigieren", stellt Politologin Elfriede Hippen fest. "Bei Putin ist das anders. Er hat einfach das unglaubliche Glück, dass jeder, der ihm politisch gefährlich werden könnte oder auch nur Putins Handlungen öffentlich in Frage stellt, zufällig kurz danach einen schlimmen Unfall erleidet, Selbstmord begeht oder ermordet wird."
Neuestes Beispiel dieser außerordentlichen Glückssträhne des Kreml-Chefs ist der Tod des wohl bekanntesten Oppositionellen Alexei Nawalny, der nach Behördenangaben am Freitag in einer Strafkolonie in der Polarregion bei einem Spaziergang zufällig zusammenbrach und verstarb.
Wenige Monate zuvor verunglückte Putins politischer Gegner Jewgeni Prigoschin im August 2023 zufällig tödlich bei einem Flugzeugabsturz. Im September 2022 kam Lukoil-Chef und Putin-Kritiker Rawil Maganow zufällig beim Sturz aus einem Krankenhausfenster ums Leben. Im Jahr 2000 starb der regierungskritische Journalist Igor Domnikow durch einen zufälligen Hammerschlag auf den Kopf, während der tadschikische Journalist Iskander Chatloni im selben Jahr zufällig von einem Axthieb getötet wurde.
2003 wird der liberale Duma-Abgeordnete Sergej Juschenkow, kurz nachdem er sich für die Präsidentschaftswahl registrieren ließ, zufällig erschossen. Im selben Jahr erliegt der regimekritische Journalist Jurij Schtschechotschichin zufällig einer Vergiftung.
Ein Jahr später traf es dann den Journalisten Paul Klebnikow, der durch einen zufälligen Kugelhagel aus einem Auto heraus umkam. 2006 treffen die Journalistin Anna Politkowskaja im Aufzug ihres Wohnhauses zufällig ebenfalls mehrere Kugeln – zufällig an Putins Geburtstag.
Im Jahr 2006 starb dann der prominente Putin-Kritiker Alexander Litwinenko, nachdem er zufällig das radioaktive Metall Polonium zu sich nahm.
Der Anwalt und Bürgerrechtler Stanislaw Markelow wiederum wird 2009 zufällig auf offener Straße erschossen. Im selben Jahr wird die Leiche der Menschenrechtlerin Natalia Estemirowa im Wald gefunden. Sie weist zufällig Schusswunden auf. Ebenfalls 2009 stirbt der Korruptionsbekämpfer Sergej Magnizki im Gefängnis, nachdem ihn zufällig Wächter zu Tode geprügelt haben.
Auch der putinkritische Oligarch Boris Beresowski stirbt im Jahr 2013 zufällig unter mysteriösen Umständen.
2015 wird der Regierungsgegner Boris Nemzow zufällig mit vier Schüssen in den Hinterkopf getötet.
Eine Liste auf Wikipedia verzeichnet insgesamt über 150 oft putinkritische Journalisten, die zufällig auf die eine oder andere Weise tödlich verunglückt sind, seit Putin an der Macht ist.
Doch selbst ein Glückspilz wie Wladimir Putin hat auch mal Pech: Im März 2018 ist der Ex-Agent Sergei Skripal kurz davor, durch eine zufällig Nowitschok-Vergiftung zu sterben – und überlebt.
Auch der oben genannte Putinkritiker Alexei Nawalny überlebt im Jahr 2020 zunächst einen zufälligen Nowitschokkonsum, bevor er nun zufällig doch noch verstorben ist.
Dennoch: So viel Dusel wie Wladimir Putin hat wohl kaum ein anderes Regierungsoberhaupt. Er ist wahrlich ein Kind des Glücks!
ssi, dan; Foto: Shutterstock; Hinweis: Erschien schon mal so ähnlich 2022.