Bad Oldesloe (dpo) - Zu einem Eklat kam es am Sonntag bei den Bad Oldesloe Open: Das jährlich stattfindende Tennisturnier musste vorzeitig abgebrochen werden, nachdem hunderte Fans das Spielfeld mit Fußbällen beworfen hatten. Sie wollen damit gegen die fortschreitende Kommerzialisierung des Tennissports protestieren.
Bereits bei vorherigen Partien flogen immer wieder vereinzelte Fußbälle aufs Feld, die von Fans auf die Ränge geschmuggelt worden waren. Doch im zweiten Satz zwischen Alexander Bodev und Tino Müller wurden schließlich so viele Bälle geworfen, dass erst das Spiel und wenig später das ganze Turnier abgebrochen werden mussten.
"Unsere Balljungen und -mädchen waren leider keine große Hilfe bei der Beseitigung der Wurfgeschosse", so ein Sprecher der Turnierleitung. "Sie sind leider auf viel kleinere und gelbe Bälle spezialisiert." So blieb den Verantwortlichen nichts anderes übrig, als den Platz komplett zu räumen und den Wettbewerb zu beenden.
Die Fans - viele von ihnen aus der Szene der Tennis-Ultras - schmuggeln die Bälle in der Regel unauffällig am Körper auf die Ränge und werfen sie dann nach Absprache aufs Spielfeld. Schon seit Wochen demonstrieren sie zudem mit Plakaten wie "Keine Investoren in der Tennisbundesliga!" oder "Schluss mit Kommerz" gegen die Geldgier der Funktionäre.
Das Werfen der Fußbälle soll dabei den Druck auf Tennisligen und Turnierorganisatoren weiter erhöhen, die in den letzten Jahren durch einseitige Entscheidungen wie ungünstige Aufschlagzeiten (Montagsturniere), riesige Siegprämien und Profitmaximierung die Fanbasis erzürnt haben.
Dort ist die Stimmung spürbar aufgeheizt: "Wir müssen weg vom Glitzi-Glitzi zurück zum dreckigen Straßentennis", schimpft etwa Torben Regler von den Zverev-Ultras Hamburg. "Scheiß DTB! Es fliegen so lange Bälle, bis die reichen Säcke da oben einlenken!"
Einen Trost für die Organisatoren des Turniers gibt es immerhin: Es hätte auch schlimmer kommen können, wie ein Beispiel aus Taiwan zeigt. Dort warfen Ultras bei einem Tischtennisturnier aus Protest gegen Vermarktungspläne der Liga hunderte Bowlingkugeln auf die Spielfläche – 14 Menschen wurden schwer verletzt.