Köln, Düsseldorf, Mainz (dpo) - Nach Deutschlands Landwirten machen jetzt auch kleinere Berufsstände ihrem Ärger Luft: In zahlreichen Städten sind gestern und heute Clowns, Piraten, Cowboys und andere Protestierende auf die Straßen gegangen. Die Gesamtteilnehmerzahl dürfte in die Millionen gehen.
In großen Städten wie Köln, Düsseldorf oder Mainz war die ungeheure Menge der Demonstranten kaum noch überschaubar. Offenbar hatten sich die Organisatoren einiges von den Bauernprotesten abgeschaut – ähnlich wie die Landwirte mit Traktoren blockierten sie die Straßen mit aufwendig gestalteten Protestwagen. Dazu warfen sie vielerorts mit Süßigkeiten um sich.
"Ich habe selten so einen breiten Protest so vieler Berufsgruppen gesehen", berichtet Augenzeuge Herbert Kiesel aus Düsseldorf. "Da waren Cowboys, Clowns, aber auch Astronauten, Generäle, Ballerinas, Krankenschwestern und sogar Polizisten. Aber was sie jetzt genau forderten, das habe ich leider nicht gehört, weil überall ohrenbetäubende Musik lief."
Insgesamt verliefen die Proteste friedlich – obwohl nach Angaben von Zeugen deutlich mehr Alkohol floss als bei bisherigen Demos. "Manche von denen konnten gar nicht mehr gerade laufen", so eine Passantin, die in Köln vor Ort war. "Ich habe respektable Personen wie Doktoren und sogar Priester gesehen, die lallend an mir vorübergewankt sind. Also ich weiß nicht, was die politisch erreichen wollen mit dieser Protestform. Aber gut, vielleicht hören die in Berlin ja trotzdem zu."
Und tatsächlich: Ungeachtet der unklaren Ziele der Demonstrationen macht man sich in der Bundespolitik offenbar bereits Gedanken, wie sich die wütenden Berufsgruppen wieder besänftigen lassen. FDP-Chef Christian Lindner, der Clowns traditionell zu seiner Stammwählerschaft zählt, plant Insidern zufolge bereits einen Auftritt auf einer der Versammlungen, wo er gegen Asylanten und Arbeitslose wettern will, um die Massen auf seine Seite zu ziehen.
tla, dan; Foto: Imago, Shutterstock