Berlin (dpo) - Eine neue Fahrzeugklasse setzt sich auf Deutschlands Straßen durch: Inspiriert durch die Bauernproteste wechseln inzwischen immer mehr SUV-Fahrer auf noch größere und eindrucksvollere Traktoren – Hersteller wie Fendt, John Deere und Deutz-Fahr erleben einen wahren Boom.
Einer, der sein SUV gegen einen nagelneuen Traktor eingetauscht hat, ist Dirk Huwald aus Berlin. "Ich mochte meinen Audi Q8 sehr, aber während der Bauernproteste habe ich gesehen, wie klein und mickrig der im Vergleich zu so einem prächtigen Traktor ist", berichtet er. "Noch größer, noch fettere Reifen, noch geländegängiger – da war mir klar: Ich muss so ein Ding besitzen."
Knapp 400.000 Euro hat Huwald für seinen neuen Fendt 1050 Großtraktor in der ProfiPlus-Version gezahlt. "Ich hab mir spontan noch das Assistenz-System zum Pflügen gegönnt", so der 43-Jährige. "Ich habe zwar keinen Acker, aber man weiß ja nie."
Den neuen Traktor nutzt Dirk Huwald nun, um seine beiden Kinder zur Schule zu fahren und anschließend ins Büro zu pendeln.
"Solche Kunden stehen inzwischen hinter fast 40 Prozent aller verkauften Traktoren", berichtet ein Branchenvertreter. "Es handelt sich um smarte Besserverdiener ohne Bezug zur Landwirtschaft, die an Traktoren vor allem die Größe und die bessere Motorleistung schätzen. Zudem sitzt man in einem Traktor einfach viel höher, hat mehr Übersicht und fühlt sich sicherer. Da kann kein SUV mithalten."
Experten schätzen allerdings, dass der Hype nicht allzu lange anhalten dürfte. Sie rechnen damit, dass viele Kunden mittelfristig auf noch größere Sattelschlepper und Schwertransporter umschwenken dürften.
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