Berlin, Hamburg, München (dpo) - Große Geste von Deutschlands Bauern: Da aufgrund des Streiks der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) bundesweit zahlreiche Züge ausfallen, springen derzeit überall in Deutschland Landwirte ein und ziehen Waggons mit ihren Traktoren zum Ziel.
"Ja, also ich dachte mir, wenn ich eh schon ständig mit dem Traktor durch ganz Deutschland fahre, dann kann ich ja auch gleich noch ein paar Leute von A nach B bringen", erklärt Bauer Horst Waldner, dessen Fendt-Traktor vor den ICE Hamburg-Berlin gespannt ist. "Es dauert ein bisschen, bis man Fahrt aufgenommen hat und man muss aufpassen, dass man immer auf den Schienen bleibt, aber sonst ist es eigentlich gar nicht mal so schwierig, Züge zu ziehen."
Laut Bauernverband wollen sich die Landwirte mit der Aktion bei der Bevölkerung für den Zuspruch bedanken. Es wird aber auch gemunkelt, dass die Bahn das Zugziehen per Traktor gut bezahlt.
"Die Bahn hat mir einen Zettel mitgegeben, auf dem alle Haltestellen bis Berlin draufstehen und mehr muss man eigentlich gar nicht wissen", so Waldner. Er nimmt ein Mikrofon zur Hand und macht eine Durchsage: "Die Ankunft an unserem nächsten Halt in Uelzen verzögert sich leider um 15 Minuten. Grund dafür ist die Überholung durch einen schnelleren Traktor."
Klar ist: Den Lokführern dürfte das bäuerliche Engagement überhaupt nicht gefallen. Streikbrecher sind bei Gewerkschaften seit jeher verhasst. Gerüchten zufolge erwägt die GDL nun, aus Rache Gemüse anzubauen und Vieh zu halten.
ssi, dan; Foto: Shutterstock