Hamburg (dpo) - Dieser Fall wirft Fragen auf: Ein dreifach gegen das Coronavirus geimpfter Mann schildert dem Postillon exklusiv, wie er am Freitag gegen seinen Willen zum Teilnehmer einer Anti-AfD-Demo in Hamburg wurde. Nun zweifelt der 43-Jährige an der Sicherheit der Impfung.
"Hier", sagt Andreas W. und zeigt auf eine Stelle an seinem linken Oberarm. "Hier hat das plötzlich angefangen zu jucken, als hätte mich eine Brennessel gestochen oder so, genau an der Einstichstelle von der Impfung."
An alles, was sich danach ereignete, kann sich der gelernte Stuckateur, der an jenem Freitagnachmittag eigentlich zu Hause bleiben und fernsehen wollte, nur noch wie an einen Traum erinnern. "Ich weiß nur, dass ich plötzlich aufgestanden und einfach wie ferngesteuert losgelaufen bin. Aber alles war undeutlich, wie in einem Fiebertraum."
Wie in Trance zog sich W. an, verließ das Haus und befand sich plötzlich mitten in einer Demonstration gegen Rechts. "Jemand drückte mir ein Plakat in die Hand und, ohne dass ich mich aktiv dafür entschieden hatte, brüllte ich plötzlich aus voller Kehle 'Nazis raus!'. Dabei bin ich völlig unpolitisch."
Auch andere Teilnehmer der Demonstration wirkten laut W. benommen. Nicht wenige fassten sich immer wieder an den Oberarm.
Erst als die Demonstration mit einer Rekordzahl von über 100.000 Menschen von der Polizei aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden musste, habe die Trance mit einem Mal nachgelassen. "Als hätte einer einen Schalter umgelegt. Um mich herum blinzelten viele Leute und schauten sich irritiert um. Dann gingen die meisten schnell nach Hause. Ich auch."
Bis heute weiß Andreas W. nicht, was in ihn gefahren ist. "So etwas hab ich vorher noch nie erlebt. Oder höchstens einmal. Damals, als ich plötzlich bei der Bundestagswahl SPD gewählt habe, obwohl ich gar nicht wollte. Aber vor meiner Impfung definitiv nie."
Der Postillon hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) um eine Stellungnahme gebeten. Bislang steht eine Antwort noch aus.
ssi, dan; Foto: Shutterstock