Oslo (dpo) - Wohl kaum jemand ist bei Kindern auf der ganzen Welt so beliebt wie der Weihnachtsmann. Doch mag er in Wahrheit nur die reichsten von ihnen? Eine Studie von Soziologen der Universität Oslo legt nun nahe, dass der Weihnachtsmann Kindern von wohlhabenden Eltern dieses Jahr deutlich mehr und teurere Geschenke brachte als dem Nachwuchs ärmerer Familien.
"Die Differenz zwischen dem, was der Weihnachtsmann finanziell bessergestellten Kindern zur Bescherung mitgebracht hat, und dem, was er armen Kindern gab, belief sich nach unseren Beobachtungen im Schnitt auf mehrere hundert Euro", erklärt Hakan Kristiansen, der mit seinem Team Daten von Familien aus 13 Ländern sammelte. "Wieso hat er für arme Kinder scheinbar weniger übrig? Das wissen wir bislang nicht."
Um andere Faktoren auszuschließen, wurden immer Kinder miteinander verglichen, die über das Jahr gesehen in etwa gleich brav waren.
Die erschreckenden Daten werfen zahlreiche Fragen auf: Denkt der Weihnachtsmann, ärmere Kinder hätten weniger Geschenke verdient? Ist er Verfechter einer knallharten Leistungsideologie für Eltern und ihre Kinder? Oder akzeptiert er etwa heimlich Schmiergeldzahlungen von reichen Familien, um ihren Kindern mehr mitzubringen?
Wie groß die Diskrepanzen beim Geschenkwert sind, zeigt ein Vergleich zweier Extrembeispiele:
Eines der Kinder, die in diesem Jahr wenig bekamen, ist die kleine Sarina aus Krakau. "Ich habe nur ein Mäppchen mit Stiften bekommen, und das war auch schon gebraucht", berichtet die Sechsjährige niedergeschlagen. "Dabei hatte ich mir eigentlich ein Malset mit Acrylfarben gewünscht! Wieso kann mich der Weihnachtsmann bloß nicht leiden?"
Der geschätzte Wert von Sarinas Geschenk beträgt 8,50 Euro.
Ganz anders sieht es dagegen beim siebenjährigen Abel Braga aus Lissabon aus, dessen Eltern 26 Autohäuser besitzen. "Ich habe fünf neue Playstation-Spiele bekommen, einen E-Scooter, einen Tischkicker und noch anderen Kleinkram ", strahlt er. "Der Weihnachtsmann hat sogar noch ein Trikot von Neymar mit echtem Autogramm draufgelegt, obwohl das gar nicht auf meinem Wunschzettel stand. Er ist einfach mein bester Freund!"
Der geschätzte Wert von Abels Geschenken beträgt 7000 Euro. Es besteht also eine Differenz von 6991,50 Euro zwischen den beiden Kindern – und das bei gleicher Artigkeit.
Dabei könnte man sogar argumentieren, dass es - wenn man schon Unterschiede macht - sinnvoller wäre, Sarina und Abel aus Fairnessgründen genau andersherum zu beschenken. Immerhin erhalten die Kinder reicher Eltern auch sonst erheblich mehr Zuwendungen – etwa an Geburtstagen, wenn sie nicht vom Weihnachtsmann, sondern von ihren Eltern beschenkt werden.
Der Postillon versuchte, den Weihnachtsmann mit seiner ungerechten Geschenkepraxis zu konfrontieren. Doch auch 24 Stunden nach unserer Anfrage haben wir keine Rückmeldung erhalten.
tla, dan, ssi; Foto: Shutterstock