Berlin (dpo) - Seit Donnerstagabend um 22 Uhr streikt die Lokführergewerkschaft GDL für höhere Löhne und eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit – 80 Prozent aller Fernverkehrszüge sind betroffen. Doch wie sich nun herausstellte, wurde die Arbeitsniederlegung von einem Großteil der Zugreisenden bislang noch nicht einmal bemerkt. Sie hielten die Verzögerungen und Zugausfälle für den ganz gewöhnlichen Betriebsalltag der Deutschen Bahn.
"Mir ist nichts Besonderes aufgefallen", sagt etwa Ulrich Köhler, der jeden Tag zwischen Köln und Siegburg mit dem ICE pendelt. "Alles andere als ein ersatzloser Zugausfall hätte mich bei der Bahn mehr als verwundert." An einen möglichen Arbeitskampf habe er daher keinen Gedanken verschwendet.
Auch die Anzeigetafel habe völlig normal ausgesehen. "Massig ausgefallene Züge und Verspätungen. Also nix Besonderes", so Köhler. "Schon gar nicht im Winter."
Eine andere Reisende, die über drei Stunden am Bahnhof in Frankfurt festsaß, erklärte: "Nö, alles wie immer. Streik, sagen Sie? Tatsächlich würde ich mir eher Sorgen machen, wenn plötzlich alle Züge pünktlich abfahren würden."
Die Gewerkschaft GDL hat inzwischen aus der mangelnden öffentlichen Wahrnehmung Lehren gezogen. Beim nächsten Mal wolle man gezielt Gewerkschaftsmitglieder an die Bahnsteige stellen, um die Reisenden über den Streik zu informieren, so GDL-Chef Claus Weselsky.
ssi, dan; Foto: ; Hinweis: Erschien schon mal ähnlich.