Köln (dpo) - Was stimmt mit ihm nicht? Thorsten Schneider (42) aus Köln besitzt die skurrile Fähigkeit, sowohl für palästinensische als auch für israelische zivile Opfer des Nahostkonflikts Mitgefühl zu empfinden. Mediziner stehen vor einem Rätsel.
"Normale Menschen entscheiden sich in so einem Konflikt einfach für eine Seite, klatschen sich die entsprechende Flagge auf ihr Social-Media-Profil und leugnen danach konsequent die Opfer der Gegenseite oder erklären, dass sie selbst an allem schuld sind, was ihnen widerfährt", erklärt Psychiaterin Heide Spieker. "Herr Schneider ist aufgrund seiner seltenen Störung dazu nicht in der Lage."
Sich für ein Lager entscheiden und nie Empathie für die anderen haben – für Thorsten Schneider ist das nicht nachvollziehbar. "Das Ganze ist doch kein Fußballspiel, wo man eine Seite bedingungslos anfeuert und über das Unglück der anderen lachen kann", findet er. "Da stehen doch sowohl in Israel als auch in den Palästinensergebieten echte Menschen mit Gefühlen, mit einem Leben, mit einer Familie. Das ist doch bitter."
Damit er mit seiner seltsamen Einstellung nicht ständig überall negativ auffällt, will sich Schneider nun in Therapie begeben. Erst, wenn er im Internet Bilder von Todesopfern hämisch kommentiert, darf er als geheilt gelten.
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