Berlin (dpo) - Da kann sich die Gruppierung Letzte Generation eine ordentliche Scheibe abschneiden: 48.000 Aktivisten in Turnschuhen ist es am Wochenende gelungen, nahezu die gesamte Innenstadt Berlins lahmzulegen.
Kurios: Im Gegensatz zur Letzten Generation bestand die Taktik der Aktivisten, die sich selbst als "Marathonläufer" bezeichnen, darin, sich gerade nicht festzukleben, sondern sich fortwährend und in großer Eile weiterzubewegen.
Insgesamt 42,195 Kilometer Straße wurden an zwei Tagen über Stunden für den Autoverkehr blockiert:
Bei der Bevölkerung schien die ungewöhnliche Strategie verglichen mit den Sitzblockaden der Letzten Generation deutlich besser anzukommen: Anstatt die Aktivisten gewaltsam von der Straße zu zerren, hielten sich hunderttausende Schaulustige entlang der blockierten Strecke auf und bejubelten die Blockadeteilnehmer sogar.
Der hohen Geschwindigkeit und Mobilität dieser neuen Protestform dürfte es auch geschuldet zu sein, dass die Polizei gar nicht erst versuchte, die Blockierer mit Schmerzgriffen von der Straße zu räumen.
Stattdessen ließen die Beamten sie einfach gewähren und sorgten sogar dafür, dass keine Fahrzeuge auf die blockierten 42 Kilometer Straße gelangten.
Die Aktivisten der Letzten Generation scheinen vom Erfolg der Konkurrenzgruppierung gekränkt zu sein. Anders ist kaum zu erklären, dass sie zwischenzeitlich versuchten, die 42-Kilometer-Verkehrsblockade durch eine eigene Blockade zu stören.
Die Gruppe "Marathonläufer" taucht seit einigen Jahren immer wieder in deutschen Großstädten auf, um dort den Verkehr aufzuhalten. Manche sagen, sie würden damit für die Umwelt kämpfen. Andere glauben, es gehe den Teilnehmern lediglich um Aufmerksamkeit und darum, sich zu profilieren.
dor, ssi, dan; Foto oben: Imago