Meseberg (dpo) - Manch einer hatte diese Regierung schon abgeschrieben, doch zum Abschluss der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg zeigt sich die Ampel-Koalition geschlossen wie selten: Nur drei blaue Augen, zwei gebrochene Nasen und vier ausgeschlagene Zähne waren bei der Veranstaltung zu beklagen.
"Lassen Sie sich nicht von den Medien verrückt machen: Wir arbeiten hier friedlich und produktiv zusammen", erklärte Kanzler Olaf Scholz, während er unauffällig auf den Fuß von Wirtschaftsminister Robert Habeck trat. "Bitte entschuldigen Sie, dass ich etwas lispele, meine Schneidezähne sitzen ein bisschen locker."
Tatsächlich waren Politikexperten im Vorfeld von mindestens fünf blauen Augen, vier gebrochenen Nasen, zwei Schädelbasisbrüchen und einem "zufälligen Sturz" von einem Balkon oder aus einem Fenster ausgegangen. Lediglich bei den ausgeschlagenen Zähnen lag man mit drei unter dem tatsächlichen Ergebnis.
"Diese Kabinettklausur zeigt, dass die Ampel-Koalition durchaus daran interessiert ist, gemeinsam politisch zu gestalten", erklärt etwa Politologin Anne Walter-Fahlisch. "Zwar hätte der Faustkampf zwischen Finanzminister Christian Lindner und Familienministerin Lisa Paus nicht unbedingt sein müssen, aber die übrigen Gerangel und Raufereien liefen bis auf wenige Ausnahmen eher harmlos ab und waren in der Regel schnell beendet."
Der vielbeschworene "Geist von Meseberg" scheint also nach wie vor seine Wirkung zu zeigen. Die Koalition dürfte somit gestärkt aus der Sommerpause kommen, sobald alle wieder aus dem Krankenhaus entlassen sind.
dan, ssi; Foto: Imago