Berlin (dpo) - Muss Deutschlands meistverkaufte Zeitung jetzt um ihren Ruf als Qualitätsblatt bangen? Nachdem die Verlagsgruppe Axel Springer SE gestern einen massiven Stellenabbau bei "Bild" angekündigt hat, mehren sich Befürchtungen, die Zeitung könnte mittelfristig zum unseriösen Bumsblatt heruntergewirtschaftet werden.
"Es herrschen berechtigte Zweifel, ob das Blatt unter diesen Umständen die gewohnte journalistische Qualität wahren kann", erklärt Medienexperte Johann Gröber. "Stattdessen ist zu befürchten, dass tiefgreifende Reportagen und intelligente Analysen schon bald dünn recherchierten Texten unter aufmerksamkeitsheischenden Schlagzeilen weichen müssen."
Auch die Sprache könnte unter dem Stellenabbau leiden: Informative Texte könnten primitiver Lautmalerei, saloppen Ausrufen oder Wortkombinationen wie "Rumms!", "Bums!", "Peng!", "Busen-Bluff", "Heizungs-Hammer" oder "Heidewitzka!" weichen.
Doch die Befürchtungen der Experten gehen noch weiter: Aufgrund schlechter Recherchekapazitäten könnte die "Bild"-Zeitung nach einem Stellenabbau immer wieder journalistische Standards verletzen, populistisch gegen Minderheiten hetzen, plumpen Kampagnen-Journalismus betreiben und Persönlichkeitsrechte missachten, was zahlreiche Rügen durch den Presserat zur Folge haben könnte.
Auch das preisgekrönte Feuilleton dürfte leiden. Erwarten Leser dort statt kluger Besprechungen zu Kunst und Kultur, Ballett, Theater und Oper bald nur noch Promi-Klatsch und -Tratsch sowie Bilder von leicht bekleideten Frauen?
Noch ist der geplante Stellenabbau nicht durchgeführt. Wird "Bild" zu einer Krawallzeitung verkommen? Oder besinnt sich Springer-Chef Matthias Döpfner noch rechtzeitig und sie bleibt das professionelle, ausgewogene und intellektuelle Medium, das wir alle schätzen und lieben gelernt haben?
ssi, dan; Foto: dpa