Dörverden (dpo) - Als sich sein Bauch seltsam anfühlte, dachte Tino Sachsbach zunächst, er sei verliebt. Wie falsch der 29-Jährige lag, zeigte sich erst Wochen später, als Chirurgen in einer Not-OP gerade noch rechtzeitig einen Schwarm Schmetterlinge aus seinem Bauch entfernten, bevor die Insekten ihn von innen auffressen konnten.
"Wahnsinn, wie man sich so täuschen kann", erzählt Sachsbach nach seiner überstandenen OP. Er liegt immer noch im Bett und bekommt Transfusionen mit Schmetterlingsvernichtungsmittel.
Alles begann vor drei Wochen, als dem Bürokaufmann leicht unwohl war. "Es fühlte sich an, als hätte ich Schmetterlinge im Bauch und man weiß ja, was das bedeutet: Ich war mir sicher, ich habe mich verliebt."
Dabei wusste er noch nicht einmal, in wen genau er verliebt war. "Ich habe mich dann natürlich ganz genau umgeschaut. War es meine eine Kollegin, die ich schon immer nett fand? Oder diese eine Bar-Bekanntschaft von neulich? Ich hab total rumgeflirtet, weil ich dachte, naja, ich dachte, man muss ja was tun, wenn man verliebt ist. Sonst wird man nur unglücklich."
Dennoch wurde das Gefühl, Schmetterlinge im Bauch zu haben, immer intensiver. "Das kribbelte im Bauch… ununterbrochen. Das war echt nicht mehr schön", erinnert sich Sachsbach.
Schließlich ging er zum Arzt. "Die haben mich da auch gleich geröntgt und mir dann eröffnet, dass ich gar nicht verliebt bin, sondern tatsächlich dutzende Schmetterlinge im Bauch habe. Das war für mich ein richtiger Schock."
Es folgte eine Notoperation, während der der Schwarm entfernt wurde – und zwar keine Sekunde zu früh. Die Insekten hatten bereits begonnen, erste Organe anzufressen.
Medizinern zufolge ist innerer Schmetterlingsbefall (med. infestatio papilionum) wie bei Tino Sachsbach nur äußerst selten, endet aber ohne Behandlung oft tödlich. Meist sind Menschen betroffen, die mit offenem Mund schlafen, denen unbemerkt Raupen in den Rachen kriechen. Diese verpuppen sich schließlich im Bauch und werden zu Schmetterlingen.
Besonders kritisch ist in diesem Fall die hohe Verwechslungsgefahr des Schmetterlingsbefalls mit normaler Verliebtheit. Dabei gibt es einige Symptomunterschiede, die helfen können: Verliebte essen wenig, Menschen mit Schmetterlingen im Bauch entwickeln dagegen plötzlichen Heißhunger auf Laub (Raupenstadium) oder Nektar (Schmetterlingsstadium). Auch das Ausscheiden von Kokonresten kann ein Indiz auf Schmetterlingsbefall sein.
Für Tino Sachsbach ging der Fall glücklich aus – auch wenn er befürchtet, einen Rückfall zu erleiden. "Ist natürlich ein bisschen doof, dass ich ausgerechnet jetzt eine der Krankenschwestern date, nachdem es im Aufwachraum zwischen uns beiden gefunkt hat", berichtet er. "Aber ich hoffe mal, dass die Chirurgen nichts übersehen haben und es einfach Liebe ist."
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