Fürth (dpo) - Verdammt! Eigentlich wollten wir unseren Leserinnen und Lesern an dieser Stelle wie gewohnt einen seriös recherchierten 13-Uhr-Artikel präsentieren. Doch weil die gesamte Redaktion wertvolle Zeit verplempert hat, um über dieses eine Radunfall-Video auf Twitter zu diskutieren, entfällt dieser leider.
"Halb Twitter streitet sich gerade um dieses Unfallvideo und wer Schuld hat: Radfahrer oder Autofahrer", so lauten die verhängnisvollen Worte im internen Postillon-Redaktions-Chat, die die Produktivität jäh zum Stehen brachten und eine stundenlange Diskussion auslösten, die auch zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Artikels noch nicht beendet ist. Den Worten folgt ein Link zum Tweet (Tweet vom Autor inzwischen gelöscht, daher als YT-Video):
"Ganz klar! Der Autofahrer nimmt die Vorfahrt!" - "Nee! Der Fahrradfahrer ist zu schnell!" - "Wer hinten drauffährt, ist immer schuld!" - "Zählt das bisschen Einscheren schon als Vorfahrtnehmen?" - "Seit wann dürfen Radfahrer rechts überholen?" - "§9 Abs. 3 StVO!" - "Aber auf einer Kreuzung?" - "Steht dahinter nicht ein Lkw, der die Sicht auf den Radfahrer verdeckt?" - "Der ist doch im toten Winkel!" - "Hätte der Radfahrer Gulasch gegessen, hätte der das Auto einfach weggehauen." - "Ich habe gegoogelt und möchte hier einen Präzedenzfall aus dem Jahr 1896 einwerfen. Da geht es zwar um eine Draisine und einen Ochsenkarren, aber die Situation ist praktisch dieselbe!" - "Wie weit ist eigentlich der 13-Uhr-Artikel?" - "Wir sind dran… Moment, wie weit vor dem Abbiegen muss man eigentlich blinken?" - "Ist Vorbeifahren eigentlich dasselbe wie Überholen?" - "Sorry, late to the party, ich seh das wie Daniel, wer hinten drauffährt, ist immer schuld!" - "Argh! Das hatten wir längst geklärt!!!" - "Bei angepasster Geschwindigkeit wäre das jedenfalls nicht passiert." - "Vorfahrt genommen ist Vorfahrt genommen!" - "Wie wenig Ahnung kann man eigentlich…"
In den Minuten vor Erscheinen dieses Artikels fielen bereits die ersten Schimpfwörter ("Fahrradficker", "Autoterrorist", "Pedalnazi"). Mehrere besonders diskussionsfreudige Redaktionsmitglieder stehen aus nervlichen Gründen kurz vor der Kündigung. Zudem haben sich bereits fünf Angestellte für den Rest der Woche krankgemeldet.
Wie so oft fiel es daher dem unbezahlten Praktikanten zu, zumindest diesen Text in aller Eile zu tippen und online zu stellen, damit wenigstens irgendetwas auf der Seite erscheint.
pfg, ssi, dan; Foto: Screenshot