Hamburg (dpo) - Von wegen Weihnachtsidylle: Nach mehreren anonymen Hinweisen hat die Polizei heute bei einer Razzia in einer bekannten Weihnachtsbäckerei in Hamburg mehrere Dutzend Minderjährige aus der Kinderarbeit gerettet. Offenbar wurden die Kinder im Alter zwischen 4 und 11 Jahren über Monate hinweg gezwungen, unentgeltlich Weihnachtsgebäck anzufertigen.
"Unseren Beamten bot sich ein Bild des Schreckens", erklärte ein Sprecher der Polizei. "Die Kinder waren teilweise so erschöpft von der harten Arbeit, dass zwischen Mehl und Milch so mancher Knilch eine riesengroße Kleckerei machte."
Weihnachtsbäckerei-Inhaber Rolf Z. (76) wurde vorläufig festgenommen und wird derzeit verhört. Zudem werden Videos der bäckereieigenen Überwachungskameras gesichtet, die Rolf Z. und seine minderjährigen Angestellten singend bei der Arbeit zeigen.
Dem Postillon wurden einige der Aufnahmen zugespielt (Achtung! Das Material kann verstörend wirken):
Bundesweite Bekanntheit erlangte die Weihnachtsbäckerei von Rolf Z. in den späten 80ern, weil es dort so manche Leckerei gab.
Doch was Hygienefragen und Qualitätskontrolle angeht, scheint in der Weihnachtsbäckerei ebenfalls einiges im Argen zu liegen. Nach aktuellem Stand der Ermittlungen sollen immer wieder Rezepte verschwunden sein. Aber anstatt nach ihnen zu suchen oder neue Zutatenlisten zu erstellen, wurde "frei nach Schnauze" gebacken.
Auch die Verschmutzung der Arbeitsbereiche innerhalb der Bäckerei war enorm. "Offenbar wurden in der Eile immer wieder Zutaten wie zum Beispiel Eier durch die Gegend geworfen", so der Sprecher. "Da geht natürlich ständig was vorbei – gereinigt wurde das nicht. Stattdessen wurden die Kinder auch noch als Schwein beschimpft, wenn sie etwa verschmutzte Finger hatten."
Immerhin: Inhaber Rolf Z. soll sich in der Untersuchungshaft bereits gut integriert und einen Job in der Gefängniswäscherei angenommen haben. In der Gefängniswäscherei. Iiiiiin der Gefängniswäscherei.
tlü, ssi, dan; Foto: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 21.12.22