Frankfurt (dpo) - Dieses Programm ist in Deutschland bislang einzigartig: Als erster Tiergarten überhaupt bietet der Frankfurter Zoo seinen Gefangenen eine Vollzugslockerung an. Tiere, die sich durch gute Führung auszeichnen, erhalten dort Freigang.
"Ja, einige unserer Tiere sind durchaus gefährlich und sitzen völlig zu Recht hinter Gittern", erklärt Zoodirektorin Christine Fiedler. "Aber es gibt eben auch viele, die sich absolut vorbildlich verhalten oder ohnehin nur noch geringe Strafen abzusitzen haben – Stichwort Resozialisierung."
Bei vielen Tieren stelle sich die Frage, ob dauerhafte Gefangenschaft verhältnismäßig sei. "Einem Löwen, der in seinem gesamten Leben noch nie einen Menschen angefallen hat, den Freigang zu verweigern, ist kaum zu rechtfertigen", so Fiedler. "Unser Pilotprojekt wird deshalb mit diesen langjährigen Insassen jetzt ganz konkret Schritte in die Freiheit gehen."
Derzeit nehmen an dem Programm vier Pinguine, ein Schimpanse, zwölf Erdmännchen, zwei Löwen und ein Grizzlybär teil. Werktags zwischen 14 und 20 Uhr dürfen sie das Zoogelände verlassen und einige Stunden Freiheit genießen – je nach Sozialprognose mit Fußfessel oder völlig ohne Überwachung.
"Wir hoffen, dass der ein oder andere das Angebot nutzen wird, um etwa die Abendschule zu besuchen oder einen Teilzeitjob anzufangen", erklärt Zoodirektorin Fiedler. "Aber vorschreiben können wir es ihnen natürlich nicht. Wenn sie nur shoppen gehen, sich etwas zu Essen holen oder den Spielplatz besuchen, ist das Programm auch schon ein Erfolg."
Spätestens um 20 Uhr müssen alle Freigänger wieder zurück sein. Wer sich nicht daran hält, riskiert Haftverschärfungen.
ehe, dan, ssi, Foto: Shutterstock; Erstveröffentlichung 17.10.22