Reutlingen (dpo) - In Reutlingen ist ein falscher Arzt aufgeflogen, der offenbar jahrelang Menschen in seiner Praxis behandelte. Zum Verhängnis wurde ihm eine aufmerksame Patientin, die stutzig wurde, als der vermeintliche Mediziner ihr ein deutlich lesbares handschriftliches Rezept ausstellte.
"Schon als ich das Rezept für meine Augentropfen überreicht bekam, ahnte ich, dass da was nicht stimmt", berichtet Elena Hertz, mit deren Hilfe der Hochstapler aufflog. "Die Schrift sah sehr ordentlich aus, beinahe wie Schönschrift. Jeder einzelne Buchstabe war hervorragend leserlich."
Die Gewissheit, dass der Arzt ein Betrüger sein muss, brachte schließlich ein hinzugezogener Apotheker. "Der konnte das Rezept am Anfang fast nicht entziffern, so leserlich war das", berichtet Hertz. "Dann wollte er wissen, ob ich das selbst geschrieben hätte. Von einem Arzt könne das unmöglich stammen."
Elena Hertz tut in dieser Situation das einzig Richtige: Sie ruft die Polizei, die dem falschen Arzt Rolf R. nach kurzer Recherche auf die Schliche kommt. Der 40-Jährige muss sich nun wegen Betrugs, Urkundenfälschung und gefährlicher Körperverletzung verantworten, da er Patienten ohne entsprechende Ausbildung behandelte.
Unleserlich schreiben gilt als wichtiger Teil des Medizinstudiums und kann je nach Fachgebiet bis zu vier Semester in Anspruch nehmen.
adg, dan, ssi; Foto: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 15.9.22