Kiew (dpo) - Sie kommen nach Kiew und Butscha, lassen sich mit betroffener Miene vor zerbombten Ruinen ablichten und verschwinden dann wieder in ihr sicheres Heimatland, wo sie über ukrainische Flüchtlinge herziehen: Immer mehr Ukrainer beklagen sich über Asozialtouristen aus Deutschland. Ein besonders eklatantes Beispiel ist CDU-Chef Friedrich Merz.
"Wir erleben mittlerweile einen Asozialtourismus dieser Politiker: in die Ukraine, zurück nach Deutschland, in die Ukraine, zurück nach Deutschland", beschwert sich ein Sprecher des ukrainischen Innenministeriums. "Die Züge von Berlin nach Kiew sind ausgebucht mit solchen Leuten, die dabei fotografiert oder gefilmt werden wollen, wie sie Solidarität mit der Ukraine demonstrieren."
„Eine Nacht im Schlafwagen auf dem Weg nach #Kyiw – wir haben eine interessante Reise vor uns und bis jetzt kann ich nur sagen: ‚Alles sicher, alles gut und die ukrainischen Behörden sind äußerst kooperativ. Es ist schön, in diesem Land zu sein.“ (tm) #Ukraine pic.twitter.com/fEasqyGdQY
— Friedrich Merz (@_FriedrichMerz) May 3, 2022
Zurück in Deutschland setzen sie sich dann vor Kameras und ziehen über ukrainische Flüchtlinge her. "Sowas brauchen wir hier nicht. Das ist Asozialtourismus. Bleiben Sie zu Hause, Herr Merz!"
Inzwischen ist der CDU-Chef zwar zurückgerudert und hat sich für seine Aussagen teilweise entschuldigt. Ob diese Geste reicht, ist jedoch fraglich. Experten gehen davon aus, dass Merz nun noch mindestens dreimal in die Ukraine reisen muss, um seine unerschütterliche Solidarität unter Beweis zu stellen.
adg, ssi, dan; Foto: Imago