Kiew (dpo) - Jahrelang belegte London den Spitzenplatz in der Liste der meistbesuchten Städte Europas, doch in den letzten Monaten hat sich überraschend eine andere Metropole als Reiseziel Nummer eins etabliert: Die ukrainische Hauptstadt Kiew zieht derzeit mit Abstand die meisten Besucher an.
"Kiew ist plötzlich total im Kommen", erklärt Tourismus-Experte Heiner Röllach. "Praktisch jeder will da hin. Seit Ende Februar schießen die Besucherzahlen steil nach oben, die Hotels der Stadt sind ausgebucht. Kiew lässt damit selbst Top-Ziele wie London (2.), Paris (3.), Istanbul (4.) und Rom (5.) weit hinter sich."
Dabei seien die vielen Besucher, die plötzlich nach Kiew strömen, keineswegs Billig- oder Pauschaltouristen. Vielmehr handle es sich weitgehend um Regierungschefs, Minister, Prominente und Parlamentarier aus aller Welt. "Boris Johnson, Justin Trudeau, Sean Penn, Ursula von der Leyen, Jill Biden, Andrzej Duda, Annalena Baerbock und viele mehr waren schon da", so Röllach. Teilweise sei Kiew so überbelegt, dass selbst die Buchung eines Bundespräsidenten storniert werden müsse.
Als Hauptattraktion Kiews gilt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Die Gelegenheit, auf Fotos mit ihm zu posieren, will sich kaum einer der vielen Besucher entgehen lassen. Als Highlight gilt ein gemeinsamer Spaziergang mit ihm durch Kiew:
At a handshake distance. @BorisJohnson and @ZelenskyyUa walked through the center of Kyiv and talked to ordinary Kyivans. This is what democracy looks like. This is what courage looks like. This is what true friendship between peoples and between nations looks like. pic.twitter.com/ZcdL6NqNp2
— Defence of Ukraine (@DefenceU) April 9, 2022
Ähnlich beliebt sind der Besuch zerstörter Gebäude, ein Treffen mit den weltberühmten Klitschko-Brüdern sowie ein spontaner Abstecher unter typisch ukrainischem Sirenenlärm in einen Luftschutzbunker.
Doch es gibt auch Anzeichen, dass der Hype schon bald wieder vorbei sein könnte. So ist etwa auf dem russischen Markt das Interesse an der ukrainischen Hauptstadt bereits drastisch gesunken, nachdem noch im März zehntausende Russen gleichzeitig versucht hatten, Kiew zu erreichen.
ssi, dan; Foto: Shutterstock/imago/dpa