Stuttgart (dpo) - Weil er in der Kantine Chefsalat bestellt und gegessen hat, ist in dieser Woche einem Mitarbeiter eines schwäbischen Automobilkonzerns fristlos gekündigt worden. Zwar hat der Mann seinen Fehler inzwischen eingesehen und sich entschuldigt – für seinen Chef kam diese Reue jedoch zu spät.
Marius Lankeit ahnte nichts Böses, als ihn sein Chef am Dienstag in sein Büro bat. Doch statt eines gewöhnlichen Arbeitsgesprächs folgte die fristlose Kündigung für den 24-Jährigen. Der Grund: eine verhängnisvolle Bestellung in der betriebseigenen Kantine.
Auf Anfrage des Postillon erklärte der Vorgesetzte Hugo M.: "Unfassbar! Als ich an dem betreffenden Tag zu Mittag essen wollte, erklärte mir das Kantinenpersonal, dass der Chefsalat schon weg sei. Ich musste daher notgedrungen einen gewöhnlichen Angestelltensalat essen und meinen Arbeitstag völlig fehlvitaminisiert fortsetzen."
Der inzwischen hinzugezogene Anwalt des Gekündigten Marius Lankeit sieht seinen Mandanten jedoch nicht als Schuldigen: "Herr Lankeit musste nicht zwangsläufig davon ausgehen, dass der Chefsalat allein seinem Vorgesetzten vorbehalten ist."
Demnach sei es aus Sicht eines durchschnittlichen Kantinenbesuchers auch denkbar, dass ein Chefsalat lediglich Teile von Chefs enthalte und ansonsten für jeden bestellbar sei – ähnlich etwa einem Rucola-Salat. "Außerdem wurde ihm der Salat ja auch ohne Zögern ausgehändigt. Das Personal hätte meinem Mandanten den angeblich so exklusiven Salat ja auch verweigern können", so der Jurist.
Ein Erfolg Lankeits vor dem Arbeitsgericht gilt allerdings als unwahrscheinlich, da es sich offenbar nicht um das erste derartige Vergehen des 24-Jährigen handelt: Auch seine Kollegen Johanna Waldorf (31) und Arnold Caesar (58) beklagten sich, er habe ihnen mehrfach den Salat weggegessen.
jki, dan, ssi; Foto: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 31.3.22