München, Wolfsburg, Köln (dpo) - Mehr als 240.000 Wildunfälle gibt es jährlich. Eine der Ursachen dafür: Klassische Autohupen haben nicht den erwünschten Effekt auf Rehe, Hirsche & Co. Nun soll eine zweite Hupe Abhilfe schaffen, die anstelle eines lauten Signalhorns lediglich ein kaum wahrnehmbares Knackgeräusch auslöst, das Tiere von der Fahrbahn vertreiben soll.
"Tatsächlich haben herkömmliche Hupgeräusche oder hektisches Auf- und Abblenden auf beispielsweise Rehe exakt die falsche Wirkung", erklärt Tierpsychologe und Verkehrsexperte Wolfgang Bremer. "Anstatt die Tiere zu vertreiben, bleiben sie meist vor Schreck wie angewurzelt stehen und werden dann leider überfahren."
Ganz anders sieht die Situation bei leisen Knackgeräuschen und sanftem Rascheln aus. "Wer vielleicht schon einmal in der Dämmerung einen Waldspaziergang gemacht hat, weiß, dass Rehe und anderes Wild bereits beim leisesten Geräusch aus zwei Kilometern Entfernung wie vom Blitz getroffen davonhasten", so Bremer. "Da reicht es schon, wenn man auf einen dünnen Zweig tritt und dieser zerbricht." Diese Erkenntnis werde nun endlich auf Autos übertragen.
Bremer erklärt: "Das klappt übrigens auch umgekehrt. Wenn Sie gerne im Wald mal ein Reh von Nahem sehen wollen, müssen Sie nur laut schreiend und mit einer Taschenlampe blinkend darauf zurennen. Es wird sich keinen Zentimeter bewegen."
Die Zweithupe wird bereits in allen neuen Fahrzeugmodellen serienmäßig verbaut. Der ADAC rät Autofahrern, sich schnell mit der Position des neuen Signaltons vertraut zu machen, um in Stresssituationen nicht versehentlich die falsche Hupe zu betätigen.
up, ssi; Foto: Pixabay; Erstveröffentlichung: 25.3.22