Greifswald (dpo) - Was passiert, wenn die Gaspipeline Nord Stream 2 an den politischen Gegebenheiten scheitert? Während ein solches Szenario Politikern und Energiekonzernen die Sorgenfalten auf die Stirn treibt, sieht man die vertrackte Lage beim Erlebnisbad Greifswald als Chance: Das Schwimmbad plant, die Pipeline im Ernstfall günstig aufzukaufen und zur längsten Wasserrutsche der Welt umzubauen.
"Es wäre wirklich schade, wenn diese wunderschöne Metallröhre nicht genutzt würde", meint Schwimmbadbesitzer Ingo Schemmel. "Wir sind bereit, ein ernsthaftes Angebot abzugeben, sobald Nord Stream 2 nicht mehr gebraucht wird." Ein Architekt habe bereits im Auftrag des Erlebnisbads entsprechende Umbaupläne entworfen. "Sollte die Pipeline scheitern, könnten wir noch heute loslegen."
Laut den Plänen sollen Badegäste auf der neuen "Nord Flutsch 2" in einem Schwung von Greifswald bis ins 1250 Kilometer entfernte westrussische Ust-Luga befördert werden, wo sich ein Außenbecken befinden soll. Das Reisetempo kommt dabei nicht durch ein Gefälle, sondern durch die Geschwindigkeit des durch die Röhre gepumpten Wassers zustande.
"Wenn Sie hier in Greifswald in die Nord Flutsch 2 hüpfen, können Sie mehr als 16 Stunden ununterbrochenen Rutschspaß genießen", schwärmt Schemmel. "Das kann Ihnen aktuell kein Schwimmbad der Welt bieten."
Auf Sicherheit wird bei der Rekordrutsche großer Wert gelegt: "Wir achten darauf, dass immer nur eine Person gleichzeitig rutscht. Eine sensorgesteuerte Ampel signalisiert freie Fahrt, sobald der vorige Badegast in Russland die Röhre verlässt. Etwas Wartezeit sollte man also einplanen."
Da Nord Stream über zwei parallel verlaufende Stränge verfügt, kann man anschließend bequem aus Russland wieder zurück an die deutsche Ostseeküste rutschen. "Aber vergessen Sie nicht, sich in Ust-Luga bei unserem Imbiss eine Pommes rot-weiß zu holen", so Ingo Schemmel augenzwinkernd. "Es ist eine lange Reise."
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