Köln (dpo) - Er geht mit gutem Beispiel voran: Schon seit Jahren trägt Kirchenmusiker Alexander Olmanns (49) stets einen Orgelspendeausweis bei sich. So ist sichergestellt, dass seine Orgel im Falle seines Todes an Menschen weitergegeben werden kann, die sie dringend benötigen.
"Klar, man geht natürlich immer davon aus, dass einem nichts passiert, aber man muss eben auch für den Fall der Fälle vordenken", erklärt Olmanns. "Es wäre egoistisch, wenn ich meine Orgel mit ins Grab nehmen würde, während andere Menschen händeringend auf eine Spenderorgel warten."
Der Orgelspendeausweis erlaubt seinem Träger auch genauere Differenzierungen, was im Falle seines Ablebens geschehen soll. So kann angegeben werden, dass nicht direkt die ganze Orgel gespendet wird, sondern nur bestimmte Manuale, Pfeifen oder Register. Auch kann man eine dritte Person eintragen, die im Notfall entscheiden darf.
Dennoch kommt es in Deutschland derzeit nur selten zu Orgelentnahmen nach dem Tod – zu wenige Menschen sind freiwillig als Orgelspender eingetragen. "Der Wunsch, nach dem Ableben mit intakter Orgel begraben zu werden, ist immer noch weit verbreitet", erklärt Lorenz Kranach von der Initiative Orgelspende. "Auch haben manche Organisten Angst davor, dass ihnen die Orgel bereits weggenommen wird, obwohl sie noch gar nicht verstorben sind."
Angesichts solcher Widerstände ist es kein Wunder, dass die Wartelisten lang sind: Derzeit warten in Deutschland rund 13.000 Kirchen- und Freizeitmusiker auf eine Spenderorgel. Alexander Olmanns trägt seinen Teil dazu bei, dass sich die Situation hoffentlich bald bessert.
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