Stockholm (dpo) - Das ist keine große Überraschung: Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr wie gewohnt an einen Schriftsteller, von dem Sie noch nie in Ihrem Leben gehört haben. Tatsächlich sind Sie sich nicht einmal sicher, ob wir den tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah einfach nur erfunden haben oder ob er tatsächlich seit Jahrzehnten preisgekrönte Literatur schreibt.
Daher sind folgende Fragen mehr als berechtigt: Lesen Sie nicht? Haben Sie keinen Geschmack? Oder lesen Sie ausschließlich Schundliteratur? Wie sonst ist zu erklären, dass Sie von den letzten 20 Literaturnobelpreisträgern lediglich Bob Dylan kannten?
Die heutige Vergabe des Literaturnobelpreises darf daher getrost als Weckruf an Sie gesehen werden, sich endlich mal wieder ein wenig kulturell herauszufordern und nicht immer nur den gleichen weichgespülten Scheiß zu konsumieren.
Auf der anderen Seite: Lange Texte sind sehr mühsam und die Erklärung des Nobelkomitees, Abdulrazak Gurnah biete eine "kompromisslose und mitfühlende Durchdringung der Auswirkungen des Kolonialismus" klingt irgendwie sehr anstrengend und emotional herausfordernd. Wollen Sie das wirklich? Gerade jetzt, wo es auf Netflix diesen einen koreanischen Serienhit gibt, wo alle in so Kinderspielen abgeknallt werden? Schauen Sie doch lieber erstmal das. Bücher können Sie auch noch danach lesen!
pfg, dan, ssi; Foto: Picture-Alliance / Photoshot