Köln (dpo) - In einem Modellprojekt erlaubt die Stadt Köln für die nächsten zwei Jahre den muslimischen Muezzin-Ruf – dabei werden über Lautsprecher einmal wöchentlich freitags Gläubige zum Gebet gerufen. Die Meldung sorgte für viel Aufsehen, während ein weiteres Detail der Maßnahme bislang wenig Beachtung fand: Künftig ist es auch Atheisten gestattet, einmal pro Woche laute Rufe zu verbreiten, dass Gott nicht existiert.
"Wenn Christen mehrmals täglich Glocken läuten und Muslime einmal pro Woche laut verkünden, dass Gott groß ist, muss es Atheisten ebenfalls gestattet sein, ihre Überzeugungen in voller Lautstärke durch das Stadtgebiet dröhnen zu lassen", so Bürgermeisterin Henriette Reker. "Alles andere wäre ungerecht."
Der Zentralverband der Atheisten ist bereits auf der Suche nach geeigneten Türmen in der Kölner Innenstadt. Von dort sollen dann einmal wöchentlich die Rufe "Es gibt keinen Gott! Wer etwas anderes sagt, verarscht euch oder sich selbst!", "Fallt vom Glauben ab! Übernatürliche Gottwesen sind eine Lüge!" oder "Gottesdienst ist Zeitverschwendung!" über große Lautsprecher erschallen.
Die Kosten für die Miete der atheistischen Minarette sollen durch eine Atheistensteuer finanziert werden, die der Staat künftig im Auftrag des Zentralverbands von konfessionslosen Menschen eintreiben wird.
Ob Kölner Atheisten, Muslime & Co. akustisch überhaupt noch verstanden werden, ist dabei ohnehin unklar. Denn auch Vertreter aller anderen Religionen von Buddhismus ("Es gibt keinen Weg zum Glück! Glücklichsein ist der Weg!") über Scientology ("Hört auf Tom Cruise!") bis hin zu kleinen Sekten ("Die Jungfrau Maria hatte zwei Nabel!") und Weltanschauungen wie Agnostiker ("Wir haben keine Ahnung, ob Gott existiert!") wollen künftig einen eigenen Ruf starten und könnten so zu einer kakophonischen Dauerlärmbelästigung im öffentlichen Raum beitragen.
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