Hannover (dpo) - Es ist ein Wettrennen gegen die Zeit: Weil das dritte Triell der Kanzlerkandidaten die Meinung von Tobias Kallner aus Hannover noch einmal komplett geändert hat, versucht der 29-Jährige gerade verzweifelt, seinen Wahlzettel aus einem öffentlichen Briefkasten zu fischen. Dabei hatte er ihn erst am Sonntagnachmittag eingeworfen.
"Fuck, Fuck, Fuck! Hoffentlich komme ich da irgendwie ran, hoffentlich komme ich da irgendwie ran!", so Kallner, während er versucht, mit einem Stock an die Briefe ranzukommen. "O hätte ich doch nur das letzte Triell noch abgewartet!"
Eine Radfahrerin hält an und fragt: "Was machen Sie denn da? Der Briefkasten wurde doch eh gerade entleert. Sehen Sie, da vorne steht sogar das Postauto noch an der Ampel. Hey! Was soll das? Das ist mein Fahrrad!"
Kallner hat die Radfahrerin vom Rad gestoßen und versucht nun damit, das Postauto zu erreichen. "Haaaalt! Warten Sie! Ich habe mich umentschieden und will doch anders wääääääählen!"
In diesem Moment wird die Ampel grün und das gelbe Fahrzeug fährt weiter, dicht gefolgt von Briefwähler Kallner, der um sein Leben strampelt.
Die Verfolgungsjagd durch den Berufsverkehr endet schließlich im 30 Kilometer entfernten Landesbriefverteilungszentrum Niedersachsen Süd. Dort gelingt es Kallner, einen Postbeamten zu überwältigen und in entsprechender Verkleidung ins Briefzentrum einzudringen.
Eine Stunde später hält er seinen eigenen Wahlzettel nach mühsamer Suche in einem Sack mit 40.000 Briefen triumphierend in die Höhe. "Zum Glück war da dieser Kaffeefleck drauf."
"Wobei... ", so Kallner nachdenklich, während er seinen Brief wieder zurück in den Sack fallen lässt. "... wenn ich jetzt nochmal in Ruhe drüber nachdenke… Eigentlich hat das schon gepasst, was ich gewählt habe."
ssi, dan; Foto: Shutterstock