Kerpen (dpo) - Jetzt ist es offiziell: Die Räumung des Hambacher Forstes unter NRW-Ministerpräsident Armin Laschet war rechtswidrig. Das entschied das Verwaltungsgericht Köln. Mit sofortiger Wirkung muss nun die Polizei alle Aktivisten, die im Herbst 2018 gegen die Abholzung des Waldes protestierten, wieder auf die Bäume bringen.
"Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat angebliche Brandschutzmaßnahmen nur als Vorwand genutzt. Die Räumung war klar rechtswidrig", heißt es in dem Urteil des Gerichts. "Der Originalzustand vor der widerrechtlichen Räumung ist daher unverzüglich wieder herzustellen."
Seit dem Urteil sind Polizeikräfte bemüht, die damaligen Baumhäuser und Seilkonstruktionen wieder aufzubauen. "Bisschen frustrierend ist das schon", räumt ein Polizist ein, während er auf eine gerade eben fertiggestellte Hütte groß die Buchstaben "ACAB" pinselt. "Aber Gesetz ist nunmal Gesetz."
Gleichzeitig werden Aktivisten von 2018 von der Polizei zu Hause aufgespürt und in den Hambacher Forst gebracht. Dort sollen sie von speziell für solche Situationen ausgebildeten Spezialkräften wieder auf die Bäume geschafft werden.
Nicht alle der damaligen Aktivisten sind begeistert. "Hey, was soll denn das jetzt!", schimpft Tina Buchweck (24), während sie von vier Polizisten unsanft zu einem großen Baum getragen wird. "Seit dem beschlossenen Rodungsstopp ist der Wald doch eh sicher! Und außerdem bin ich gar keine Aktivistin mehr!"
Die Polizisten ignorieren ihre Proteste und befestigen sie an einem Klettergeschirr. Dann wird sie langsam in ein Baumhaus gezogen.
Bald ist im Hambacher Forst wieder alles wie im Herbst 2018. Nur ein größeres Hindernis bleibt: Einer der Aktivisten stürzte während der rechtswidrigen Räumung aus 15 Metern in den Tod. Derzeit wird noch geprüft, ob sich auch hier der Originalzustand wieder herstellen lässt.
ssi, dan; Foto oben: dpa, Foto unten: imago