Berlin (dpo) - Ägyptologen der Freien Universität Berlin erhielten diese Woche Hilfe aus unerwarteter Richtung. Eine Apothekerin konnte einen bislang als unübersetzbar geltenden Hieroglyphensatz entschlüsseln. Gelungen war ihr dies dank ihrer jahrelangen Übung an Handschriften von Ärzten.
Dass die 55-jährige Apothekerin Luisa Konyen den Text auf Anhieb entzifferte, begeistert die Forscher: "Die Hieroglyphen, um die es hier geht, stammen aus einem erst kürzlich entdeckten Grab aus einer der frühesten Perioden der ägyptischen Geschichte", erklärt Professor Siegfried Brennert. "Über 5000 Jahre alt und zum Teil sehr schlecht erhalten. Wir arbeiteten seit zwei Jahren daran."
Eigentlich wollte Konyen nur ihren Ehemann abholen, der als Konservator ebenfalls an der Forschung rund um die Hieroglyphen beteiligt war. Dabei fiel ihr Blick eher zufällig auf eine Passage des Textes, an deren Entzifferung die Wissenschaftler bisher stets gescheitert waren.
"Ah, Sie übersetzen gerade eine Beschreibung des Inventars einer ägyptischen Provinzhauptstadt!", bemerkte die Apothekerin eher beiläufig. "Und was steht da noch? Irgendwas von einem Feldzug eines Pharaos mit dem Namen Hor Aha. So so. Schatz, kommst du? Oder seid ihr noch nicht fertig?"
Auf die Frage der schockierten Ägyptologen, wie sie das Zustande gebracht habe, entgegnete sie nur: "Also bitte, kennen Sie zum Beispiel Herrn Dr. Pemke, der seine Praxis einen Stock über unserer Apotheke hat? Gegen dessen Sauklaue ist das hier doch wirklich leicht zu lesen."
Inzwischen hat die FU Berlin Konyen darum gebeten, an der Entzifferung weiterer Texte mitzuwirken – schließlich herrsche Personalmangel, nachdem mehrere Experten nach der ersten Glanzleistung der Apothekerin entnervt ihre Karrieren beendeten.
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