Bonn (dpo) - An den Tag, an dem er merkte, dass er tot ist, erinnert sich Leon Hilgemann noch genau. "Es war wie ein Schock", so der 60-jährige Klimaforscher. "Aber plötzlich ergab alles, was ich in den Monaten und Jahren davor erlebt hatte, Sinn." Denn endlich hat Hilgemann eine Erklärung dafür, warum ihn schon seit geraumer Zeit offenbar niemand wirklich sehen oder hören kann.
"Das ist echt wie bei dem Typen in 'The Sixth Sense'", murmelt der Wissenschaftler. "Egal, wie sehr ich mich ins Zeug lege mit meinen Warnungen vor dem menschengemachten Klimawandel – die Leute behandeln mich, als wäre ich Luft."
Und tatsächlich, als Hilgemann auf einen Passanten zugeht, und ihn anspricht, blickt dieser einfach nur direkt durch ihn hindurch. "Hallo? Können Sie mich sehen oder hören? Wir steuern direkt auf eine Klimakatastrophe z… Jetzt ist er einfach weitergegangen… Noch schlimmer ist es nur, wenn ich versuche, mit Politikern zu reden."
Hilgemann scheint nicht der einzige Klimaforscher zu sein, der dasselbe erlebt wie Bruce Willis in "The Sixth Sense". Auch seinen vielen Kollegen weltweit ergeht es ähnlich. "Sind wir Klimaforscher vielleicht alle einfach nur Geister, die verzweifelt versuchen, die Lebenden zu warnen?"
Selbst wenn Hilgemann besonders eindrücklich auf die Folgen des Klimawandels und die Notwendigkeit, unser Verhalten zu ändern, verweist, scheint er zu anderen kaum durchzudringen: "Wenn ich all meine Energie zusammennehme, schaffe ich es maximal, dass die Menschen ganz kurz erschauern und sich irritiert umblicken, bevor sie ihren Alltag wieder ganz normal weiterverfolgen. Ich meine, es geht um das Überleben der Menschheit. Das kann man doch nicht ignorieren!"
Und die Parallelen zu "The Sixth Sense" gehen noch weiter: "Die einzige Person, die uns Klimaforscher wirklich wahrzunehmen scheint, ist dieses eine unheimliche Kind. Genau wie im Film!" Er seufzt resigniert: "Aber auch auf Greta will ja niemand hören."
pfg, ssi, dan; Foto: Shutterstock