Berlin (dpo) - Das Bundesinnenministerium hat die Rockergruppe "Bandidos MC Federation West Central" verboten und aufgelöst. Nun muss sich Innenminister Horst Seehofer unbequemen Fragen stellen: Hat das Verbot etwas mit Seehofers langjähriger Mitgliedschaft im Ingolstädter Chapter der Hells Angels zu tun?
"Es ist schon verdächtig, wenn der Minister, der eine Bandidos-Gruppe verbieten lässt, rein zufällig ranghohes Mitglied bei der Konkurrenz ist", so Politikwissenschaftlerin und Kriminalistin Deborah Hamel. "Das wirft Fragen auf, die Seehofer schnell klären muss. Immerhin sind die Bandidos die Erzfeinde der Hells Angels."
Seit 1978 ist Seehofer bereits Mitglied bei den Hells Angels. 1980 war er in eine wilde Messerstecherei im Münchner Sperrbezirk verwickelt (Schlagzeile damals: "Skandal um Rosi"). 1982 musste er im Weißwurstschmuggelprozess von Passau aussagen, machte aber von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch, was ihm viel Respekt in den eigenen Reihen einbrachte. In den Folgejahren fiel Seehofer immer seltener in Rockerkluft auf – wohl um seine politische Karriere in der CSU nicht zu gefährden.
Dennoch ist er auch heute noch gelegentlich bei Bikertreffen der Hells Angels zu sehen:
Natürlich muss die Hells-Angels-Mitgliedschaft Seehofers nicht zwangsläufig bedeuten, dass hinter dem Bandidos-Verbot Kalkül steht. Immerhin gehört es zu den Aufgaben eines Innenministers, kriminelle Vereinigungen zu zerschlagen. Dennoch: Ein Geschmäckle bleibt.
ssi, dan; Foto: Imago