Bukarest (dpo) - Sind das noch echte Eidgenossen? Beim EM-Achtelfinalspiel gegen Frankreich warfen gestern tausende Schweizer Fans ihre vielgerühmte Neutralität über Bord und jubelten schamlos für die eigene Nationalmannschaft. Dem Ansehen der Schweiz dürften sie damit einen immensen Schaden zugefügt haben.
"Die Schweiz brüstet sich gern auf dem internationalen Parkett mit ihrer Neutralität", erklärt Politikwissenschaftler Bernd Oeding. "Umso skandalöser ist es, dass Schweizer Fans gestern hemmungslos für die eigene 'Nati' jubelten und für die französische Elf nur Pfiffe und Buhrufe übrig hatten. Was ist daran bitte neutral?"
Bilder zeigen zudem, dass nahezu alle im Stadion anwesenden Schweizer Trikots der eigenen Nationalmannschaft trugen – französische Trikots waren kaum im Schweizer Fanblock zu sehen.
Dass die Franzosen von diesem untypischen Verhalten eingeschüchtert waren und den Sieg am Ende aus der Hand gaben, ist wenig verwunderlich. "Klar, streng genommen ist das erlaubt, da kann auch die UEFA nichts machen", so Oeding. "Aber der Ruf der Schweiz als neutrales Land dürfte seit gestern für immer ruiniert sein."
Tatsächlich sind erste Folgen des parteiischen Auftretens der Schweizer Fans bereits ersichtlich: Die Vereinten Nationen, die Weltgesundheitsorganisation, die Welthandelsorganisation, das Weltwirtschaftsforum sowie zahlreiche andere internationale Organisationen, die bislang ihren Hauptsitz in der vermeintlich neutralen Schweiz haben, wollen nun einen Umzug prüfen.
dan, ssi; Foto unten: Imago/xJustPictures.ch