Berlin (dpo) - Angesichts der zunehmenden Lockdown-Müdigkeit in der Bevölkerung und der drohenden dritten Coronawelle haben Bund und Länder am Mittwoch einen Strategiewechsel beschlossen: Künftig sollen die Bürger durch maximalkomplizierte Lockerungsschritte so verwirrt werden, dass sie von selbst zu Hause bleiben. Das geht aus den gestrigen Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz hervor.
"Die Regierung ist in der schwierigen Situation, dass einerseits alle Lockerungen erwarten, während gleichzeitig die dritte Welle droht", erklärt Politikwissenschaftlerin Selina Hornung. "Um beiden Seiten Rechnung zu tragen, scheint das Kalkül hinter dem aktuellen Entwurf zu sein, zwar Lockerungen in Aussicht zu stellen, diese jedoch an derart komplizierte Prämissen zu knüpfen, dass im Idealfall niemand mehr durchblickt."
Und es scheint zu funktionieren: "Also… Wenn jetzt in unserem Landkreis die Sieben-Tages-Inzidenz 14 Tage unter 50 ist, dann können wir wieder kontaktfreien Sport innen oder Kontaktsport außen…", murmelt Jugendtrainer Peter Ziegler aus Bad Plönfels im Spenglau, während er den Fünf-Stufen-Plan der Regierung studiert. "Aber was ist, wenn wir einen Tag über 50 sind? Oder wenn wir in einem Gartenmarkt Individualsport mit maximal 5 Personen aus zwei Haushalten machen und uns vorher freigetestet hab… Argh! Es reicht! Wir warten einfach bis August. Wenn mich jemand sucht: Ich bin zu Hause und wippe in der Fötusstellung hin und her."
Vonseiten der Regierung wird jedoch dementiert, dass die Bürger absichtlich verwirrt werden sollen: "Also bitte. Das ist doch alles ganz einfach", weist Gesundheitsminister Jens Spahn die Kritik zurück. "Wir haben fünf Stufen… äh… naja eigentlich sind es sechs… jedenfalls gibt es für Stufe 3 und 4 noch Unterschritte je nach Inzidenz, die … Moment… Hä? Äh… Wenn mich wer braucht… Ich bin in meiner Villa."
tla, ssi, dan; Foto: picture alliance / AA