Berlin (dpo) - Im Zusammenhang mit den Mobbing-Vorwürfen gegen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt (wir berichteten) hat Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner gesagt: "Wir werden keine Form der Vorverurteilung zulassen." Und: "Solange kein Ergebnis da ist, gilt – wie immer im Journalismus – eine öffentliche Unschuldsvermutung." Als Folge dessen musste nun die "Bild"-Zeitung den Betrieb vorläufig komplett einstellen.
"Das ist leider die logische Konsequenz aus den Aussagen von Mathias Döpfner", erklärt "Bild"-Lektoratschef Bernhard Wusterhausen. "Es wären ohne Vorverurteilungen zwar noch das Kreuzworträtsel, das TV-Programm, der Wetterbericht und eine Lidl-Werbung übrig geblieben, aber damit kann man leider kein ganzes Blatt füllen."
Bis auf Weiteres könne die Boulevard-Zeitung daher nicht mehr an Abonnenten und Zeitschriftenhändler ausgeliefert werden.
Im Axel-Springer-Hochhaus findet derzeit eine Krisensitzung statt. Dabei soll erörtert werden, ob nun alle Mitarbeiter dazu umgeschult werden sollen, wenigstens journalistische Mindeststandards einzuhalten. Schlagzeilen wie "DAS SIND DIE TÄTER - Blitz-Überfall im Handy-Shop" oder "Florida-Rolf: So lebt der Sozialschmarotzer auf Steuerzahlerkosten" würden dann der Vergangenheit angehören.
Die von den meisten Mitarbeitern bevorzugte zweite Variante sieht hingegen vor, die Untersuchungen um Reichelt einfach auszusitzen und anschließend wieder weiterzumachen wie bisher.
jki, ssi, dan; Foto: Axel Springer