Berlin (dpo) - Anders scheint es nicht zu gehen: Weil Politiker offenbar lieber auf Wirtschafts-, Lobby- und Interessenverbände hören, hat eine Gruppe verzweifelter Bürger jetzt mit "ProBürger - Die Lobby der Wählerschaft" eine eigene Lobbyvereinigung gegründet. Ihre einzige Aufgabe ist es, Politiker mit finanziellen Anreizen und anderen Gefälligkeiten dazu zu bringen, im Interesse der Einwohner Deutschlands zu handeln.
"Eigentlich würde man ja davon ausgehen, dass Politiker als Vertreter des Volkes ihr Handeln danach ausrichten, was der Bevölkerung zugute kommt", erklärt Mitgründerin Bianca Landa. "Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass sie fast ausnahmslos nur das tun, was mächtige Lobbyverbände von ihnen wollen. Deshalb schlagen wir jetzt zurück."
Das Konzept ist denkbar einfach: "ProBürger" lobbyiert für alle Dinge, die sich die Mehrheit der Bevölkerung schon lange wünscht, die von der Politik aber durchweg ignoriert werden – etwa Bürokratieabbau, Umweltschutz, Korruptionsbekämpfung (Ausnahme: Korruption durch die Bürgerlobby) oder fairere Löhne und Renten.
Dabei nutzt die Bürgerlobby alle Taktiken, die auch die Konkurrenz nutzt – kleine "Geschenke", Sponsorings, Einladungen, Parteispenden sowie klassische Öffentlichkeitsarbeit, aber auch die eine oder andere kleine Erpressung, wenn nötig.
Finanziert werden soll die Bürgerlobby durch Spenden. "Wenn nur jeder Bürger einen Euro monatlich in ProBürger investiert, dann haben wir mit 960 Millionen ein Jahresbudget, mit dem wir so ziemlich alles erreichen können, was wir wollen. Dagegen sehen selbst Rüstungs-, Pharma-, Agrar- und Versicherungslobby alt aus."
Schon in der Vergangenheit hatte es einen Versuch gegeben, Volksvertreter direkt mit einem monatlichen durch die Bürger entrichteten fünfstelligen Betrag zu schmieren und dadurch bürgernahe Entscheidungen zu erzwingen. Die sogenannten "Diäten" werden aber inzwischen von den meisten Politikern als selbstverständlich hingenommen und gelten als gescheitert.
akö, ssi, dan