Das hat er sich aber alles völlig anders vorgestellt. Seit Monaten schon wartet in einer kleinen Hütte im Wald ein als Großmutter verkleideter Wolf verzweifelt auf seine "Enkelin". Das Mädchen lässt sich jedoch vermutlich aufgrund der Corona-Pandemie nicht blicken.
"Grrrrrr!", knurrt das inzwischen völlig ausgehungerte Raubtier. "Scheiß Corona! Ich glaub, die Göre kommt nicht mehr."
Vor der Pandemie besuchte das meist mit einer roten Kappe bekleidete Mädchen seine kranke Großmutter regelmäßig, um ihr Kuchen und Wein - beides typische Großmutternahrungsmittel - vorbeizubringen.
Noch will der Wolf nicht aufgeben. Er zückt noch einmal das Smartphone der Großmutter und beginnt zu tippen: "Wann kommst du endlich deine arme kranke Oma besuchen? Mein Magen knurrt schon."
Kurze Zeit später vibriert das Gerät und zeigt an: "Sorry, Oma. Du weißt ja. Lockdown. Außerdem will ich dich nicht anstecken. Du bist Risikogruppe. Bussi, RK."
Der Magen des Wolfs knurrt. Immerhin hat er nichts mehr gefressen, seit er im November die Großmutter verspeist hat: "Aber mein Liebes, wolltest du nicht zwei Wochen in Quarantäne bleiben, damit keine Gefahr mehr besteht?"
Mädchen: "Ja… Aber dann hab ich gestern aus Versehen mit der Susi gespielt und jetzt muss ich leider wieder von vorne anfangen. Außerdem geht ja auch Mutti immer noch zur Arbeit, weil keine Homeoffice-Pflicht ist. Insofern wäre es eh nicht 100% sicher gewesen. Weißt du ja. Wann bist du denn endlich mit Impfen dran?"
Der Wolf wirft einen Blick in den Personalausweis der Großmutter und tippt: "Du weißt doch, dass ich leider erst 79 bin und deshalb noch warten muss. Komm doch her. Jetzt!!!!"
Mädchen: "Nein, Omi. Das wäre unvernünftig. Dafür hab ich dich viel zu lieb."
Schließlich gibt der Wolf entnervt auf. Er wirft das Smartphone an die Wand, reißt sich die Großmutterverkleidung vom Leib und verlässt die Hütte. "Dann geh ich eben die drei kleinen Schweinchen fressen. Und wehe, die gehen wegen Corona nicht aus dem Haus!"
fed, ssi, dan; Foto [M]: Shutterstock