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Weil ein Kind zusieht: Autofahrerin moralisch verpflichtet, Mann zu überfahren, der bei Rot über die Straße geht

Gütersloh (dpo) - Sie musste es einfach tun: Ein Autofahrerin (27) hat heute Morgen in Gütersloh einen Mann (31) überfahren, weil dieser trotz des roten Leuchtsignals einer Fußgängerampel versucht hatte, die Straße zu überqueren, während ein Kind (6) zusah.

"Mir blieb aus moralischer Sicht und aus pädagogischen Gründen leider keine andere Wahl", schildert Andrea Bernhagen die Situation. "Ein Kind hat vom Straßenrand zugesehen. Wäre der Mann konsequenzlos über die Straße gegangen, hätte es als Lektion davongetragen, dass man problemlos auch bei Rot gehen kann."

Die Wahrscheinlichkeit wäre groß gewesen, dass das Kind dem schlechten Beispiel schon bald gefolgt und dabei verunglückt wäre.

Aus diesem Grund trat Bernhagen geistesgegenwärtig aufs Gaspedal und beschleunigte, um den rücksichtslosen Regelbrecher noch zu erwischen.

"Ich habe versucht, ihn nur leicht anzufahren und nicht zu töten", so die Frau. "Das müsste ja als Warnung reichen, dachte ich mir. Und das ist mir auch einigermaßen gelungen."

Von den umstehenden Passanten wurde das waghalsige Fahrmanöver folgerichtig spontan mit Szenenapplaus bedacht. Und auch für die örtliche Staatsanwaltschaft kam eine Anzeige gegen Bernhagen nicht in Frage. Die Tat sei vielmehr "essenziell gewesen, um das Werteverständnis des Kindes aufrechtzuerhalten", heißt es in der Begründung, warum kein Verfahren eingeleitet wurde.

Als "Heldin" möchte Andrea Bernhagen dennoch nicht bezeichnet werden. Sie habe "nur ihre Bürgerpflicht erfüllt" und "getan, was jeder anständige Mensch in dieser Situation getan hätte".

Dem angefahren Mann droht nun ein Bußgeldverfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, sobald er wieder aus dem Krankenhaus entlassen wird. Das Kind wird seit dem Vorfall psychologisch betreut.

tkr, ssi, dan; Foto: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 28.1.21
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