Köln (dpo) - Eklat in der Seniorenresidenz "Grauer Star" in Köln-Mülheim. Dort wurde ein 20-Jähriger festgenommen, nachdem er sich als hochbetagter Heimbewohner ausgab, um eine Impfung gegen das Coronavirus zu ergattern.
"So etwas Dreistes habe ich in 30 Jahren in diesem Beruf noch nicht erlebt", berichtet Heimleiterin Sonja Fountoukas. "Der kam hier rein, gesellte sich zu unseren Impfanwärtern und tat so, als gehöre er hier dazu." Dabei habe er ständig Wörter wie "dufte", "Mumpitz", "Potzblitz!" oder "vermaledeit" verwendet und versucht, Gespräche über das Wunder von Bern anzufangen.
Zur Tarnung trug der junge Mann altmodische Kleidung, einen Gehstock, ein großes Brillengestell und eine Silikonglatze. "Aber ich dachte mir direkt, dass da was nicht stimmt", so Fountoukas. "Und als er dann kurz vor der Impfung seinen Ärmel hochkrempelte, war sein Oberarm viel zu straff, gar nicht runzlig."
Als die Heimleiterin dem angeblichen Rentner einige nachforschende Fragen stellte, schlug ihr gespielte Empörung entgegen. "Ich fragte ihn, welche seine Lieblingsszene aus 'Die Feuerzangenbowle' ist und ob er Kleingeld bei sich trägt. Da wurde er ganz aufgebracht und rief: 'Wenn das der Führer erlebt hätte! Für sowas hab ich nicht im Kriegswinter '46 in Portugal gekämpft! Oder wo wir damals halt gekämpft haben!"
Doch aller Protest war umsonst – die von der Heimleitung verständigten Polizeibeamten hielten den Mann fest und nahmen seine Personalien auf. Wie die Polizei auf Anfrage mitteilte, handelt es sich um den 20-jährigen Dennis K. aus Köln-Ehrenfeld. In seiner Vernehmung gab er an, sich zu der List entschlossen zu haben, weil er "endlich wieder Party machen" wolle. Gegen ihn wird nun wegen Betrugs ermittelt.
Experten schätzen, dass diesem spektakulären Einzelfall eine deutlich höhere Dunkelziffer zugrunde liegt. Demnach sei davon auszugehen, dass sich unter 1000 geimpften Senioren im Schnitt zwei bis drei Menschen unter 30 Jahren befinden, die ein hohes Alter vortäuschen.
pfg, dan, ssi; Foto: Shutterstock