Moria (dpo) - Das würde vieles einfacher machen: Immer mehr Menschen im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos wünschen sich aktuell, sie wären eine Kathedrale aus dem Mittelalter. Dann wären ihnen wenigstens mediale Aufmerksamkeit und sofortige finanzielle Unterstützung in Milliardenhöhe sicher, wenn sie wie vergangene Nacht in Flammen stünden.
"Ach, hätten wir doch bloß schöne Buntglasfenster und ein Chorgestühl aus dem 16. Jahrhundert gehabt, bevor hier alles gebrannt hat!", seufzt etwa der 19-jährige Amar al-Wadi'i, der gerade mit einer Brandverletzung auf medizinische Behandlung wartet. "Politiker würden sich überbieten, uns zu helfen. In den sozialen Netzwerken würde man um uns trauern. Superreiche würden uns spontan und medienwirksam mit Millionen-Spenden überhäufen."
Da es laut Experten unwahrscheinlich ist, dass sich die Einwohner Morias innerhalb der nächsten Stunden in ein architektonisch wertvolles historisches Bauwerk verwandeln, ist zu befürchten, dass die Mitgliedsstaaten der Europäische Union das Leid im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos weiterhin ignorieren, verwalten und sich die Verantwortung gegenseitig in die Schuhe schieben.
ssi, dan; Foto: dpa; Hinweis: Erschien schon mal so ähnlich.