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Demoveranstalter fragt sich, ob Anwesenheit tausender Nazis dem eigentlichen Anliegen nicht doch irgendwie ein klitzekleines Bisschen geschadet haben könnte

Stuttgart (dpo) - Hat man vielleicht doch einen winzigen Fehler gemacht? Irgendetwas nicht beachtet? Peter Krohbach, einen der Veranstalter der Corona-Demonstration in Berlin am vergangenen Wochenende, beschleicht allmählich das dumpfe Gefühl, dass es seinem eigentlichen Anliegen geschadet haben könnte, gemeinsam mit tausenden Rechtsextremen zu demonstrieren.

"Kann es sein, dass unsere berechtigte Kritik an den Maßnahmen und ihren wirtschaftlichen Folgen, an den Eingriffen in Freiheitsrechte und an einseitiger Berichterstattung irgendwie untergeht, wenn wir auf unseren Demos Leute mit Reichskriegsflaggen, NPD- und III.-Weg-Mitglieder oder vegane Köche mit Hitlerallüren zulassen?"
Er scrollt durch Twitter: "Also wenn ich mir die Reaktionen auf allen Kanälen so ansehe, dann bekomme ich den Eindruck, dass die breite Bevölkerung Nazis gar nicht sooo dufte findet", so Krohbach. "Anscheinend haben die was gegen Leute, die eine Diktatur errichten wollen und Andersdenkende umbringen wollen. Haben wir uns da vielleicht doch mit den Falschen eingelassen? Wirken wir unglaubwürdig, wenn wir mehr Freiheit fordern, während wir mit Freiheitsfeinden demonstrieren? Und hätten wir das nicht schon spätestens nach der Demo vom 1. August hinterfragen sollen?"
Krohbach zuckt nach einigem Überlegen mit den Schultern: "Nein. Das war sicher schon alles richtig so. Ich schau mir das mal noch fünf Demos lang an. Dann ist es Zeit für ein echtes Fazit."
ssi; Foto: Shutterstock
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