Paderborn (dpo) - Ein schwerer Kunstfehler könnte einen Pathologen aus Paderborn schon bald den Job kosten: Offenbar pfuschte der Mediziner bei der Obduktion einer Leiche so sehr, dass diese nun wieder am Leben ist. Heute begann der Prozess gegen den 49-Jährigen – geklagt hatte das Opfer des Obduktionsfehlers.
"Der Mann ist eine Schande für seinen Berufsstand", schimpfte die 74-jährige Angelika Kohlberg im Zeugenstand. "Ich war vier Tage lang tot und dann kommt dieser Kurpfuscher, schnibbelt irgendwie an mir herum und anstatt, dass er herausfindet, woran ich gestorben bin, lebe ich jetzt plötzlich wieder? Das kann ja wohl nicht sein!"
Muss sich damit abfinden, dass sie jetzt doch wieder lebt: Angelika Kohlberg |
Als Nebenkläger treten der Ehemann von Angelika Kohlberg sowie drei ihrer Kinder auf, die ihre Erbteile wieder zurückgeben mussten. "Ich hatte mir schon einen neuen Whirlpool geholt und mich kostenpflichtig bei mehreren Datingportalen angemeldet", erklärte der kurzzeitige Witwer Harald Kohlberg. "Das muss mir dieser Quacksalber jetzt erstatten. Genauso wie den Vorschuss für das Begräbnis, den ich bereits bezahlt habe."
Der angeklagte Pathologe Arne F. nutzte den ersten Verhandlungstag, um sich bei der Familie zu entschuldigen. Er sei bei der Obduktion unglücklich mit dem Skalpell abgerutscht. Er versuchte zudem, seinen Fehler mit privatem Stress und einem Alkoholproblem zu rechtfertigen.
Ob ihm das nützt, ist unklar. Sollte das Gericht der Opferfamilie Recht geben, droht dem unfähigen Pathologen ein lebenslanges Berufsverbot.
adg, ssi, dan; Foto: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 22.5.20