Schwalbach (dpo) - Es ist der tiefe Fall einer langjährigen Putzikone. Wie Recherchen des Postillon zeigen, ist der bundesweit als Meister Proper bekannte Reinigungsprofi Karl-Heinz Proper in Wahrheit nicht im Besitz eines Meisterbriefs. Somit dürfte er sich maximal als Geselle Proper bezeichnen. Nun drohen zahlreiche Klagen von getäuschten Kunden.
"Zwar hat Herr Proper die Meisterprüfung im Jahr 1962 abgelegt, doch er hat sie nicht bestanden", bestätigte die Industrie- und Handelskammer Frankfurt auf Anfrage. Demnach scheiterte Proper ausgerechnet daran, dass er bei der praktischen Prüfung einen riesigen Fleck übersah.
"Damals hatte er noch volles Haar", erinnert sich sein damaliger Prüfer Georg Sempfroth. "Diesen Ohrring hatte er auch noch nicht. Er war jedenfalls ziemlich wütend und als ich ihn fragte, ob er es nicht noch einmal versuchen will, hat er gebrüllt, dass er die Schnauze voll hat und es auch ohne Meisterbrief geht."
Kurz danach wurde Proper bei der Firma Procter & Gamble vorstellig, wo er sich bereits als Meister ausgab und gefälschte Dokumente präsentierte. Nicht viel später kam das erste Produkt unter dem Namen "Meister Proper" auf den Markt.
Der falsche Meister wurde in den darauffolgenden Jahren zur Werbeikone. Sein Konterfei zierte jede einzelne Flasche. Ob Procter & Gamble etwas von dem Betrug ahnten, ist unklar. Auffällig ist jedoch, dass das Produkt mancherorts auch unter dem Namen "Mr. Proper" verkauft wurde.
Nutzte man die Bezeichnung "Mister", um juristisch unangreifbar zu bleiben? Und viel wichtiger noch: Wenn der Meisterbrief gefälscht war, putzt Meister Proper dann wirklich so sauber, dass man sich drin spiegeln kann?
Klar ist: Nur wenige Stunden, nachdem der Postillon Procter & Gamble erstmals mit seinen Recherchen konfrontierte, wurden alle Labels der neuesten Charge mit dem Begriff "Geselle Proper" überklebt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zudem wegen Urkundenfälschung und Kundentäuschung.
Karl-Heinz Proper selbst wollte sich bislang nicht zu den Vorwürfen äußern. Mehrere telefonische Anfragen des Postillon sowie zwei persönliche Besuche am Starnberger See, wo er mit seinem Lebensgefährten eine auffällig schmutzige Villa bewohnt, blieben ohne Ergebnis.
adg, ssi, dan; Erstveröffentlichung: 26.3.20