Cottbus (Archiv) - Er kennt das ja schon: Ein Telekom-Techniker mit akuten Zahnschmerzen hat beim Zahnarzt einen Termin zwischen 9 und 17 Uhr erhalten. Derzeit harrt der 51-Jährige im Wartezimmer des Arztes aus, um seine einzige Chance auf eine Zahnbehandlung in den nächsten sechs Wochen nicht zu verpassen.
"Ja, es ist eine ziemliche Warterei, aber so funktionieren nun einmal Termine", erklärt Fabian Leibold, während er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Wange hält. "Das kenne ich von der Arbeit."
Als er der Sprechstundenhilfe vor zwei Wochen am Telefon erzählte, dass er Telekom-Mitarbeiter sei und an akuten Schmerzen leide, habe sie ihm sofort diesen Termin freigemacht. "Dafür bin ich sehr dankbar", so Leibold.
Er blickt auf seine Uhr. "Fast 13 Uhr jetzt. Nur noch maximal vier Stunden. Eigentlich muss ich ja schon seit heute Vormittag wirklich dringend auf die Toilette. Aber ich will nicht verpassen, wenn sie mich aufrufen. Sonst habe ich meine Chance vertan und bekomme erst Ende Januar wieder einen Termin, wurde mir gesagt."
Auch die Behandlung müsste er bezahlen, falls er nicht in diesem Acht-Stunden-Fenster im Wartezimmer angetroffen wird.
Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass Leibold letztlich umsonst auf seine Behandlung wartet. Denn nicht selten kommt es vor, dass der Zahnarzt irgendwann nur unauffällig an ihm vorbeigeht, seinen Zahn per Fernbohrung heilt und ihm das gegen 17 Uhr per SMS mitteilt. "Das wär auch ok, Hauptsache, der Zahn ist dann wieder heil", so Leibold demütig.
ssi, dan; Foto: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 13.12.19