Berlin (dpo) - Schwere Panne bei der Deutschen Bahn: Unbekannte Hacker haben heute Vormittag Zugriff auf das Computersystem des Unternehmens erlangt und den Betrieb völlig durcheinander gebracht, indem sie mit gezielten Manipulationen dafür sorgten, dass drei Stunden lang alle Züge pünktlich fuhren. Die Bahn hat sich bereits öffentlich bei ihren Kunden entschuldigt.
Einem Sprecher zufolge trieben die Unbekannten ungefähr von 7 bis 9.30 Uhr ihr Unwesen im System der Bahn. Im Zuge des Cyberangriffs gelang es ihnen, bundesweit alle Stellwerke unter Kontrolle zu bringen. Die Hacker griffen in die Taktung der Züge ein, korrigierten fehlerhafte Abfahrtreihenfolgen und veranlassten sogar eine Weichenreparatur in der Nähe von Soest. Die Folge: Tausende Züge fuhren exakt pünktlich ab und kamen minutengenau am Ziel an.
Selbst die Wagenreihung von ICEs war ausnahmslos korrekt, was viele Fahrgäste verwunderte, die sich bereits intuitiv falschherum postiert hatten:
"Wir konnten nur hilflos zusehen", erklärte ein Stellwerkmitarbeiter. "Das waren absolute Profis. Die wussten genau, was sie tun. Im Gegensatz zu uns."
Wer hinter dem Anschlag steckt, ist unklar. War es der Geheimdienst eines anderen Landes? Sind russische Hacker verantwortlich? Oder gar ein Coder-Kollektiv aus genervten Bahnkunden?
Fakt ist: Der Cyberangriff trifft die Bahn empfindlich. Zehntausende Fahrgäste beschwerten sich zumeist darüber, dass sie ihren Zug wegen des Hackerangriffs verpassten.
"Ich war nur drei Minuten nach offizieller Abfahrtszeit am Gleis, aber mein Zug war schon weg. Das ist eine absolute Frechheit!", beklagte sich etwa Horst Kochbauer aus Köln.
Tanja Fegelorz aus Hanau monierte, dass sie aufgrund der pünktlichen Ankunft ihres Zuges nicht wie sonst von ihren Fahrgastrechten Gebrauch machen konnte, um einen Preisnachlass zu erhalten. "Ich hoffe, das passiert nicht öfter. Sonst geht das richtig ins Geld."
Nach drei Stunden war der Spuk schließlich vorbei. Den Systemadministratoren der Bahn gelang es schließlich, durch eine überraschende Systemzugriffsberechtigungsüberprüfung den Hackerangriff abzuwehren und alle Stellwerke wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Anschließend habe man alle Züge auf offener Strecke "aufgrund einer Signalstörung" für etwa 20 Minuten angehalten, um wieder einigermaßen auf Normalbetrieb umstellen zu können.
Die Polizei ermittelt gegen Unbekannt.
jki, ssi, dan; Fotos: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 12.11.19